Protestanten erinnern an Beginn der Reformation

Gottesdienste, Baumpflanzungen und Konzerte

Mit Gottesdiensten und zahlreichen weiteren Veranstaltungen haben evangelische Christen in aller Welt am Freitag den Reformationstag gefeiert. Vor fast 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, verbreitete Martin Luther (1483-1546) in Wittenberg seine 95 Thesen.

Reformationstag (dpa)
Reformationstag / ( dpa )

Evangelische Christen haben am Freitag den Reformationstag gefeiert. Vor fast 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, veröffentlichte Martin Luther in Wittenberg seine 95 Thesen gegen die Missstände der spätmittelalterlichen Kirche. Das Datum gilt als Beginn der Reformation. In Gottesdiensten riefen evangelische Bischöfe dabei zu mehr gesellschaftlichen Engagement aufgerufen. In Wittenberg fand erneut ein traditionelles Reformationsfest mit historischem Marktspektakel, Konzerten, Vorträgen und einem Konfirmandentreffen statt. In Hamburg wurden mehrere Apfelbäume gepflanzt.

Der scheidende Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, nannte die Reformation einen wichtigen Impuls für die innere Befreiung der Christen. Der Reformationstag sei ein Zeichen für die "Freundschaft mit Gott", sagte er am Freitag dem Fernsehsender "Phoenix". Nach seinen Worten befähigt die Reformation die Christen, Verantwortung für andere und für die Gesellschaft zu übernehmen.

Bosse-Huber fordert mehr Flüchtlingshilfe

In der Schlosskirche in Wittenberg, wo Luther der Überlieferung nach seine Thesen an die Türe geschlagen haben soll, appellierte die EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber an Politik, Gesellschaft und Kirchen, das Engagement für Flüchtlinge zu verstärken. In ihrer Predigt kritisierte sie, die bisher geleistete Hilfe für die unzähligen Flüchtlinge reiche nicht aus.

Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, Gerhard Ulrich, rief zu gesellschaftlichem Engagement auf. In der Stadtkirche in Wittenberg sagte der Landesbischof der Nordkirche, der christliche Glaube sei keine Privatsache, er kümmere sich um das Gemeinwohl.

Zeichen für Menschenwürde

In einem Festgottesdienst in der Stadtkirche von Weimar forderte die mitteldeutsche Bischöfin Ilse Junkermann die Gläubigen dazu auf, die Augen vor dem Leid in der Welt nicht zu verschließen und Zeichen zu setzen, "für Menschenwürde, Frieden und Gerechtigkeit". Mit dem Gottesdienst, der von der ARD übertragen wurde, eröffnete die mitteldeutsche Kirche das Themenjahr "Bild und Bibel" im Rahmen der Lutherdekade. Mit der Lutherdekade bereiten Staat und Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gemeinsam das Reformationsjubiläum vor.

In Hamburg sollte das Themenjahr am Nachmittag bundesweit eröffnet werden. Bereits zuvor pflanzten Luther-Botschafterin Margot Käßmann und Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs in der Hansestadt einen Apfelbaum. Der Apfelbaum sei ein Zeichen, "dass wir für das Leben einstehen", sagte Käßmann. Fehrs ergänzte: Ein neu gepflanzter Baum sei eine "Hoffnung auf eine bessere Welt." Mit der Aktion sollte an den Lutherspruch "Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen" erinnert werden. In der Hansestadt wurden am Freitag noch an weiteren Orten Apfelbäume gepflanzt.

Kardinal Woelki spricht Grußwort

Ökumenische Akzente setzt die Reformationsfeier der rheinischen evangelischen Kirche in der Kölner Trinitatiskirche. In dem Gottesdienst predigt Präses Manfred Rekowski, der katholische Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki spricht ein Grußwort. Zum zentralen Reformationsgottesdienst der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, die erstmals in Mainz stattfindet, wird auch der ehemalige Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, erwartet.

 


Quelle:
epd , KNA