Bischof Feige über den Deutschlandbesuch von Patriarch Bartholomäus

Konstruktiv und herzlich

Bei seinem Deutschlandbesuch ist Patriarch Bartholomäus mit den politischen Spitzen der Bundesrepublik zusammengetroffen. Zuvor war er zu Gast bei der Bischofskonferenz. Über die Begegnung berichtet Bischof Feige.

Patriarch Bartholomäus (l.) Bischof Feige (dpa)
Patriarch Bartholomäus (l.) Bischof Feige / ( dpa )

domradio.de: Wie haben Sie die Begegnung mit dem Patriarchen erlebt?

Bischof Gerhard Feige (Bistum Magdeburg, Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz): Es war eine sehr herzliche Begegnung und es war für mich auch eine Ehre und Freude, dass ich den Patriarchen zusammen mit einigen anderen Bischöfen empfangen durfte. Ich habe mich erinnert, 1993 war er ja schon einmal in Deutschland. Da war ich noch nicht Bischof, aber ich habe damals auch schon an einem Empfang in Bonn/Beuel in der griechischen Metropolie teilgenommen. Auf jeden Fall waren es sehr herzliche anregende Gespräche, die wir miteinander geführt haben und das alles geschieht natürlich auf dem Hintergrund von sehr konstruktiven Beziehungen, die wir miteinander haben - sowohl auf Weltebene zwischen der Orthodoxen und der Katholischen Kirche als auch hier in Deutschland zwischen der griechischen-Orthodoxen Metropolie, aber auch den anderen orthodoxen Kirchen und der katholischen Kirche in Deutschland.

domradio.de: Jetzt sind ja die Christen in Europa in Ost- und Westkirche seit fast Tausend Jahren getrennt. Seit Papst Paul VI. ist es wieder zu einer Annäherung gekommen. Auch das ökumenische Engagement der Päpste danach hat Bartholomaius gewürdigt. Was hat Sie da am meisten beeindruckt von dem, was er gesagt hat?

Bischof Feige: Nun in 14 Tagen etwa wird er Papst Franziskus in Jerusalem begegnen und da wird er daran erinnert, dass vor 50 Jahren Paul VI. und der ökumenische Patriarch Athenagoras zum ersten Mal sich in Jerusalem getroffen haben. Das war etwas ungeheuer Bewegendes! Es war ja im Rahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die Beziehungen zur orthodoxen Kirche kamen in ein neues Fahrwasser, der sogenannte Dialog der Liebe begann, das heißt, man hat sich wieder gegenseitig kennengelernt, die verschiedenen Lebenswelten, die verschiedenen Denkwelten. Man war sich ja über Jahrhunderte, wenn nicht über ein Jahrtausend sehr fremd geworden und das war ein enormer Auftakt und jetzt 50 Jahre danach begegnen sich gewissermaßen wieder zwei charismatische Gestalten - gewissermaßen die Vertreter des Apostels Petrus und des Apostels Andreas. Man spürt also, dass auch das sicherlich eine sehr geistvolle Begegnung sein wird.

domradio.de: Bei seinem Besuch in der Bischofskonferenz hat sich der Patriarch für einen EU-Beitritt der Türkei ausgesprochen. Warum?

Bischof Feige: Die Religionsfreiheit ist in der Türkei nicht ganz im positiven Bereich. Es gibt verschiedene Vorkommnisse, die da enorm belasten und es ist auch die Hoffnung, dass wenn die Türkei sich Europa anschliessen kann, sich in diesem Bereich auch für die Christen manches oder vieles auch verbessern könnte. Das ist die Hoffnung, aber vor einem möglichen Beitritt - und darauf hat der Patriarch auch hingewiesen - muss noch einiges passieren.

Das Interview führte Uta Vorbrodt


Quelle:
DR