Verspätete Geburtstagsfeier für Kardinal Kasper

"Heilige Verpflichtung“ zur Ökumene

Die Ökumene bleibt ihm ein Herzensanliegen: Die Welt brauche "ökumenische Christen, deren fröhliche Hoffnung ansteckend ist“, das betont der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper. In Stuttgart wurde sein 80. Geburtstag nachgefeiert.

Kardinal Kasper (rechts) mit Bischof Fürst  / © Christian Hass
Kardinal Kasper (rechts) mit Bischof Fürst / © Christian Hass

Papstwahl durchkreuzte zunächst Geburtstagspläne

Mit einem ökumenischen Gottesdienst und einem Festakt im Stuttgarter Neuen Schloss ist am Dienstagabend der 80. Geburtstag des emeritierten Kurienkardinals Walter Kasper nachgefeiert worden.

Der am 5. März 1933 in Heidenheim geborene frühere Rottenburg-Stuttgarter Bischof hatte einen für Anfang März geplanten Empfang absagen müssen, nachdem Papst Benedikt XVI. zurückgetreten war und die Kardinäle in Rom zur Papstwahl zusammen kamen. Kasper nahm als ältester Wähler daran teil.

In seiner Predigt sagte der frühere Präsident des Rats für die Einheit der Christen, Ökumene sei eine "heilige Verpflichtung“. Kirchenspaltungen seien gegen den Willen Jesu. Kasper äußerte die Hoffnung, dass das Gedenken an den 500. Jahrestag der Reformation 2017 die Einheit der Christen einen Schritt voranbringen könne.

"Einheit in der Vielfalt“

Die Einheit, die Jesus für seine Kirche gewollt habe, sei "keine Uniformität, sondern eine Einheit in der Vielfalt“. Die Christen sollten einander zeigen, was schön sei an ihrer jeweiligen Tradition. Kasper rief die Gläubigen auf, bei sich selbst mit der Ökumene anzufangen. Die Welt brauche "keine Jammerlappen, die ein Gesicht machen wie saure Milch, sondern ökumenische Christen, deren fröhliche Hoffnung ansteckend ist“. Im Gottesdienst wirkten Bischof Gebhard Fürst als Gastgeber und der evangelische Landesbischof Frank Otfried July mit. Der griechisch-orthodoxe Bischof Vasilios von Aristi und der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck Martin Hein als Vertreter des Ökumenischen Rats der Kirchen sprachen gemeinsam mit Kardinal Kasper ein Gebet für die Einheit der Christen.

An dem Gottesdienst nahmen auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), dessen Amtsvorgänger Lothar Späth (CDU) und Carl Herzog von Württemberg teil.

Landesbischof  July betonte, Kasper habe wesentlich zur Freundschaft der Kirchen im Südwesten der Republik beigetragen. Als ein Papier der römischen Glaubenskongregation auf evangelischer Seite Enttäuschung ausgelöst habe, habe Kasper "manche Gräben vor einer weiteren Vertiefung bewahren" können, so July.

Vom Papst empfohlen

Beim anschließenden Empfang sagte Kretschmann, die Menschen im Südwesten seien «stolz auf ihren schwäbischen Kardinal». Trotz der hohen Ämter habe Kasper "nie abgehoben gewirkt". Weiter nannte es Kretschmann "ungewöhnlich", dass Papst Franziskus bei seinem ersten Angelus-Gebet eine "Leseempfehlung" für Kaspers Buch zum Thema Barmherzigkeit abgegeben habe.

Die Feier endete mit einem Abendessen im kleineren Kreis. Dabei brachte Kaspers Nachfolger als Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Bischof Gebhard Fürst, Wertschätzung und Respekt vor der Lebensleistung des Kardinals zum Ausdruck. Fürst überreichte Kasper die Martinusmedaille des Bistums für herausragende Verdienste.

Kasper lehrte in Münster und Tübingen, bevor ihn Papst Johannes Paul II. 1989 zum Bischof ernannte und ihn zehn Jahre später zum Einheitsrat nach Rom holte. In Kaspers Amtszeit entspannte sich das Verhältnis zu den Ostkirchen, aber auch zu den Kirchen der Reformation. Zu den altorientalischen Kirchen verbesserte Kasper ebenfalls die Kontakte.


Geburtstagsfeier von Kardinal Kasper (2.v.l.) / © Christian Hass
Geburtstagsfeier von Kardinal Kasper (2.v.l.) / © Christian Hass