Neuer Anglikaner-Primas Justin Welby inthronisiert

Der 105. Erzbischof von Canterbury

Mit einem festlichen Gottesdienst ist Justin Welby am Donnerstag offiziell in sein Amt als 105. Erzbischof von Canterbury eingeführt worden.  Der 57-jährige anglikanische Geistliche folgt auf Rowan Williams.

 (DR)

Das Amt des Erzbischofs, der zugleich Oberhaupt der weltweiten Anglikanischen Gemeinschaft ist, wurde Welby in einer feierlichen Zeremonie in der Kathedrale von Canterbury übertragen. An der Zeremonie mit rund 2.000 Gästen nahmen neben Kronprinz Charles und Herzogin Camilla auch Premierminister David Cameron sowie zahlreiche Bischöfe und Erzbischöfe aus aller Welt teil. Zum ersten Mal in der Geschichte der anglikanischen Kirche wurde der Erzbischof von einer Frau inthronisiert. Sheila Watson, die Erzdiakonin von Canterbury übertrug Welby das Amt "mit all seinen Rechten und Ehren, und mit seinen Pflichten und Möglichkeiten zu dienen".

Watson wurde 2007 als erste Frau in die Position eines Erzdiakons an der anglikanischen Mutterkirche berufen. Die Generalsynode der Kirche von England hatte im November die Bischofsweihe für Frauen abgelehnt. Vor der feierlichen Inthronisierung verteidigte Welby die kritische Haltung der Kirche von England zu Homosexualität und der gleichgeschlechtlichen Ehe. Allerdings sagte er auch, viele homosexuelle Paare hätten eine stabile, liebevolle und monogame Partnerschaft von "beeindruckender Qualität", was für ihn immer wieder eine Herausforderung sei. Der neue Erzbischof befürwortet Bestrebungen, Frauen zum Bischofsamt zuzulassen.

Welby ist der 105. Erzbischof von Canterbury, seit der Papst im Jahr 597 den heiligen Augustinus nach Kent entsandte. In seiner neuen Rolle ist er Diözesanbischof, Leiter der Kirchenprovinz Canterbury, Primas von ganz England, geborenes Mitglied des britischen Oberhauses sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft. Es gibt jedoch Überlegungen, diese verschiedenen Pflichten künftig stärker zu entkoppeln.

Franziskus und Benedikt gratulieren

Papst Franziskus und sein Vorgänger Benedikt XVI. haben dem neuen Erzbischof von Canterbury gratuliert. In einer Grußbotschaft zur Amtseinführung Welbys äußerte Franziskus am Donnerstag die Hoffnung auf ein baldiges Treffen und auf eine Fortsetzung der «warmherzigen brüderlichen Beziehungen». Franziskus war am Dienstag als 266. Papst in Rom eingeführt worden. Benedikt schreibt, Welbys Amtsantritt falle in eine Zeit, in der der christliche Glaube in weiten Teilen der westlichen Welt von denen in Zweifel gezogen werde, für die "Religion eine Privatsache" sei.

Die Verkündigung des Evangeliums müsse auf eine "verbreitete Taubheit für die Musik des Glaubens" antworten, empfiehlt Benedikt. Die Grußbotschaft Benedikts an das neue Oberhaupt der anglikanischen Kirche von England, die am Donnerstag veröffentlicht wurde, datiert vom 4. Februar.

Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte sich Heinrich VIII. 1534 selbst ein.

Weltweit gehören der anglikanischen Kirche etwa 77 Millionen Mitglieder an. Außerhalb Englands gibt es 26 anglikanische Kirchenprovinzen, darunter in den USA, Australien und mit wachsender Bedeutung in mehreren afrikanischen Ländern. Der Erzbischof von Canterbury ist "Primus inter pares" (Erster unter Gleichen), hat also keine Weisungsbefugnis für die 26 Nationalkirchen.

 

 


Justin Welby / © kna
Justin Welby / © kna
Quelle:
KNA , epd