Großer Schlussgottesdienst zum Ende des Kirchentages - Hier finden Sie die Höhepunkte des Protestantentreffens

Auf Wiedersehen 2009 in Bremen

Mit einem großen Schlussgottesdienst unter freiem Himmel ist am Sonntag der evangelische Kirchentag in Köln zu Ende gegangen.
"Ein reich erfüllter Kirchentag liegt hinter uns", sagte Kirchentagspräsident Reinhard Höppner vor rund 100.000 Gläubigen am Rheinufer. Das Protestantentreffen habe gezeigt, dass Spiritualität und Weltverantwortung untrennbar zusammengehörten. Hören Sie hier folgende Beiträge: Bibelarbeit auf dem EKT, Ökumene auf dem EKT und Buntes und Spirituelles. Und hier geht es zu den Bildern.

 (DR)

Das Jesus-Wort "Liebet eure Feinde" lasse sich an Schärfe kaum überbieten, so Höppner: "Nur wo auch mein Feind einen menschenwürdigen Platz hat, kann Frieden werden." Ein solcher Weg könne lange dauern, aber es sei "der Weg des Friedens", betonte der frühere Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt.

"Demütigung und Erniedrigung provozieren Terrorismus"
Höppner sagte zum Abschluss, er habe eine neue Kirchentagsbegeisterung gespürt. Die evangelischen Christen hätten ökumenische Weite erlebt. Erneut appellierte er an die Politik, Globalisierung menschlich zu gestalten. "Die entfesselten Marktkräfte schleudern immer mehr Menschen an den Rand der Gesellschaft", so Höppner. Armut und Ausbeutung verletzten die Menschenwürde, und Demütigungen und Erniedrigung provozierten Terrorismus und Gewalt.

Die Erfurter Pfarrerin Mechthild Werner ermutigte in ihrer Predigt die Teilnehmer, sich persönlich für den Klimaschutz und eine gerechtere Wirtschaft einzusetzen. Gegen die nachhaltige Zerstörung helfe nur Umkehren und Umdenken, sagte sie. "Wir brauchen den Klimawandel in den Köpfen und Herzen".

Der Präsident des Zentralkomitees der Katholiken, Hans Joachim Meyer, bat in der Fürbitte darum, dass Gott "uns Christen mit auf den Weg" nehme, "damit das Gegeneinander und die Durststrecke ein Ende finden."

Der Gottesdienst, der unter dem Motto "Steh auf und iss!" stand, endete mit dem traditionellen Abendmahl. Ausgeteilt wurde es an 120 Abendmahlstischen an den Poller Wiesen. Die Liturgie sprach der rheinische Präses Nikolaus Schneider.

Bei schwül-warmem Wetter waren rund 100.000 Menschen auf die Rheinwiesen gekommen, darunter SPD-Chef Kurt Beck und Kanzleramtsminister Thomas de Maiziere (CDU). Der Gottesdienst endete mit dem Abendmahl, zu dem die Veranstalter im Vorfeld auch die Katholiken eingeladen hatten. Während der Veranstaltung wurde diese Einladung aber nicht ausdrücklich wiederholt. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hatte zuvor darauf hingewiesen, dass Katholiken nicht am evangelischen Abendmahl teilnehmen sollten.

Für das musikalische Programm sorgten die Kölner Band "Wise Guys" mit dem Lied zum Kirchentagsmotto "Lebendig und kräftig und schärfer" sowie mehr als 4.000 Bläser. Katholische und evangelische Vertreter luden außerdem die Gläubigen zum nächsten evangelischen Kirchentag 2009 in Bremen sowie zum Katholikentag 2008 in Osnabrück ein.

Präses Schneider zufrieden
Mit einem Marathonlauf verglich Präses Schneider auf der Pressekonferenz des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages die Bemühungen um ökumenische Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche. "Umso dankbarer bin ich, dass der Kirchentag, gerade hier in Köln, so etwas wie eine Verpflegungsstation an der Laufstrecke war", resümierte er. Hunderte Menschen, die am Donnerstag am Lima-Gottesdienst teilnehmen wollten, mussten weiterziehen, weil es keinen Platz mehr in der Kirche gab.

Auch der Kölner Dom, in dem am Freitag ein ökumenischer Gottesdienst mit Kardinal Meisner, dem Metropoliten der griechisch-orthodoxen Kirche Augoustinos und Präses Schneider und gefeiert wurde, war überfüllt. "Mit ihrem Andrang haben die Menschen deutlich gemacht, wie groß die tiefe Sehnsucht nach ökumenischer Gemeinschaft ist", so Schneider. Die Sehnsucht der Menschen nach mehr Miteinander, die am Ende des ökumenischen Gottesdienstes im spontanen Applaus  zum Ausdruck gekommen sei, war erfüllend, so Schneider: Und dann ist es natürlich wie bei jeder Erfüllung: Sie macht Lust auf mehr."

Kraft im Kampf um die Würde der Menschen
Auch den "Ruf nach Heiligendamm" der am Donnerstag Abend vom Kirchentag ausging, lobte der Präses: "Mich hat die Veranstaltung sehr berührt, weil die Mischung auch unter den Teilnehmenden auf der Bühne gezeigt hat, dass der Kirchentag unter dem Dach des Wortes Gottes Menschen und Kräfte bündeln kann, die die Globalisierung als Gestaltungsaufgabe annehmen. Er betonte: "Wir haben auch mit leisen, bewegenden, sehr persönlichen Appellen Kraft im Kampf um die Würde aller Menschen."

Darüber hinaus stellte der Präses ein gesteigertes Interesse der Kirchentagsbesucherinnen und -besucher an den Fragen zu Arbeit und Arbeitslosigkeit fest. Die entsprechenden Veranstaltungen waren, anders als bei vorangegangenen Kirchentagen, wieder gut besucht. "Wir brauchen die Stimme des Protestantismus und seiner Sozialethik, um unsere Gesellschaft auch an dieser brisanten Stelle nicht aus den Fugen geraten zu lassen", sagte Schneider.

Aus Sicht der gastgebenden Landeskirche falle die Bilanz des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Köln positiv aus: "Die Evangelische Kirche im Rheinland blickt dankbar auf diesen Kirchentag in Köln: Was wir an Projekten und Ideen in den Kirchentag eingebracht haben, hat überwältigende Resonanz gefunden. Wir sind gerne Gastgeberin gewesen. Und ich hoffe, wir haben das auch gut gemacht", sagte der Präses. Und weiter: "Wir sind mit offenen Augen, Ohren, Händen und Herzen auf unsere Gäste zugegangen. Und wir kehren reich beschenkt in unseren Gemeinde- und Glaubensalltag an Rhein, Ruhr, Mosel, Saar, Nahe, Glan und Wupper zurück." Die Begegnungen mit Besucherinnen und Besuchern des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentags hätten der Evangelischen Kirche im Rheinland "Anstöße, Ideen gebracht und Mut gemacht, mit neuem Schwung vom offenen Himmel Gottes zu erzählen und so Menschen zum Glauben einzuladen".