Kirchentag streitet über Globalisierung und Islam

Eine Stadt im Zeichen des Haifisches

Mit Debatten über den Islam und den G-8-Gipfel hat am Donnerstag der Evangelische Kirchentag in Köln sein Arbeitsprogamm aufgenommen. Auch Fragen der Ökumene zwischen den christlichen Kirchen standen auf der Tagesordnung. (Bilder zum Kirchentag hier)

 (DR)

Religionsvertreter wollen dann an die Staats- und Regierungschefs appellieren, die weltweite Armut stärker zu bekämpfen. Der bis Sonntag dauernde Kirchentag war am Mittwochabend mit Gottesdiensten und einem Fest eröffnet worden. Dazu kamen nach Veranstalterangaben 400.000 Menschen in die Kölner Innenstadt.

Der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer forderte zu einem stärkeren Kampf gegen den Klimawandel auf. "Es gibt keine Ausreden mehr - nicht hier, und auch nicht in Heiligendamm", sagte der frühere Chef des UN-Umweltprogramms. Jeder müsse bei sich selbst anfangen, CO2-Emissionen einzusparen. Er befürwortete die Haltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), beim Gipfel keine faulen Kompromisse beim Klima-Thema zuzulassen.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) forderte eine Reform der Weltwirtschaftsordnung, die nicht reiner Marktideologie folge. "Die Entwicklungsländer müssen stärker in die Lenkung der weltwirtschaftlichen Entwicklung eingebunden werden", sagte der stellvertretende CDU-Vorsitzende. Eine Globalisierung der sozialen Gerechtigkeit forderte auch die evangelische Bischöfin Margot Käßmann. Die Bürger der reichen Industrienationen müssten ihre Haltung zur Armut ändern, verlangte die hannoversche Landesbischöfin. "Es geht um Brot, nicht um Einwanderung in die Sozialsysteme oder Bettler, die als belästigend empfunden werden", betonte sie. Es gehe um Menschen, die eine bessere Zukunft für sich und ihre Kinder wollten.

Für heftige Debatten sorgte das Verhältnis der evangelischen Kirche zum Islam. Der Sprecher des Koordinierungsrats der Muslime in Deutschland (KRM), Axel Ayyub Köhler, warf der Kirche in Deutschland (EKD) eine Stärkung der Islamfeindlichkeit vor. Er wünschte sich einen "Berliner Religionsfrieden" für die Rechte islamischer Gläubiger. Die Verfassung garantiere die Religionsfreiheit der Muslime. Doch in der Wirklichkeit stehe in Deutschland eine Mentalität im Wege, "die nicht-christliche Religionen nicht als gleichwertig anerkennen will".

Huber kritisierte auf dem Kirchentag, dass Frauen in Moscheen getrennt von Männern sitzen müssen. Nirgendwo sonst habe er eine so deutliche Rangordnung gesehen wie in der "Männerdominanz" der Sitzordnung islamischer Gotteshäuser. Köhler betonte hingegen, islamische Männer hätten Frauen immer "auf Augenhöhe" behandelt. Maßgeblich sei das Vorbild des Propheten.

Beim Thema Ökumene räumten Vertreter der kirchlichen Laien ein, dass sie kaum Chancen auf ein gemeinsames Abendmahl bis zum Zweiten Ökumenischen Kirchentag 2010 in München sehen. Der evangelische Kirchentagspräsident Reinhard Höppner und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, beschrieben den Stand der Ökumene auf der Ebene der Laienbewegungen jedoch als sehr positiv. "Das Miteinander ist dauerhafter als alles, was es immer mal an Spannungen, Konflikten und Missverständnissen zwischen den Kirchen oder einzelnen ihrer Amtsträger oder Institutionen geben mag", sagte Meyer und verwies auf das gemeinsame Engagement und das gemeinsame Bekenntnis zu Christus. Auch Höppner sprach von einem großen Vertrauen: "Wir sind uns näher, als das oft wahrgenommen wird", sagte er.

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