Evangelischer Kirchentag wird mit Appell an G-8-Gipfel fortgesetzt

Eine Stadt im Zeichen des Haifisches

Mit einem "Ruf an den G-8-Gipfel" wird heute der evangelische Kirchentag in Köln fortgesetzt. Dabei wollen Kirchenvertreter die Staats- und Regierungschefs der führenden Industrieländer zu einer sozial ausgewogeneren Wirtschaftspolitik auffordern. Zudem diskutieren auf dem Protestantentreffen der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, und der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Ayyub Axel Köhler, über Religionsfreiheit. Die Folgen des Klimawandels sind Thema einer Gesprächsrunde mit dem früheren Chef des UN-Umweltprogramms (UNEP), Klaus Töpfer. (Bilder zum Kirchentag hier)

 (DR)

Mit Gerechtigkeits-Appellen und einem bunten Straßenfest hatte am Mittwoch in Köln der 31. Deutsche Evangelische Kirchentag begonnen. In knapp 3.000 Veranstaltungen geht es bis Sonntag unter dem Motto "Lebendig und kräftig und schärfer" um Globalisierung, Ökumene und den Dialog der Religionen und Kulturen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) würdigte das protestantische Laientreffen als Fest des Glaubens und des Friedens, "voller Weltoffenheit". Im Eröffnungsgottesdienst auf den Poller Rhein-Wiesen bezeichnete der rheinische Präses Nikolaus Schneider die christliche Botschaft als Antwort auf das Leiden in der Welt. Und der Kölner Kardinal Meisner wünschte dem Kirchentag Gottes Segen.

"Das Fest kann beginnen, der 31. Deutsche Evangelische Kirchentag in Köln ist eröffnet", rief Kirchentagspräsident Reinhard Höppner unter dem Jubel Zehntausender Menschen im Eröffnungsgottesdienst. Mit Blick auf den G-8-Gipfel in Heiligendamm betonte Höppner zuvor, dass sich Christen für eine gerechtere Welt engagieren sollten. "Spiritualität und Weltverantwortung gehören zusammen."

Schneider rief in seiner Predigt dazu auf, "mit sanftem Mut" dem Unrecht zu widerstehen. In der Nachfolge Jesu suchten Christen immer wieder neue Wege des Friedens und der Gerechtigkeit, sagte der Präses der gastgebenden rheinischen Landeskirche.

Außenminister Steinmeier plädierte in einem Grußwort für ein neues Bündnis für sozialen Zusammenhalt in Deutschland und eine "weltumspannende Solidarität". Vom Kirchentag solle die Botschaft ausgehen, dass alle Menschen in einem Boot leben, "egal ob Arm oder Reich", sagte der Außenminister und stellte indirekt den Unterschied des Kirchentages zum G-8-Gipfel in Heiligendamm heraus: "Hier in Köln werden Argumente ohne großes Polizeiaufgebot, ohne Gewalt und Stacheldraht ausgetauscht."
NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) nannte die Bewahrung und Verteidigung der Menschenrechte einen Hauptauftrag der Christen.

"Sie, die evangelischen Christen unseres Landes, setzten dem Materialismus bei diesem Kirchentag die 'Macht der Würde' entgegen", sagte der CDU-Politiker.


Abend der Begegnung
Am anschließenden "Abend der Begegnung" auf beiden Seiten des Rheins feierten anschließend mehr als 300.000 Menschen. Rund 150.000 Kerzen verwandelten die Innenstadt in ein Lichtermeer.
Führende Religionsvertreter aus den G-8-Staaten und Afrika appellierten im Vorfeld des Kirchentages an den G-8-Gipfel, sich für die Bekämpfung der weltweiten Armut einzusetzen. Es gehe darum, "die Ketten der Armut aufzubrechen".
Bundesweit läuteten zum Beginn des G-8-Gipfels und des Kirchentages rund tausend Kirchenglocken. Mit der Aktion "Acht Minuten für Gerechtigkeit" setzten sich Kirchengemeinden in ganz Deutschland gegen Armut und für die Bewahrung der Schöpfung ein.


Mehr zum Thema