Der Kirchentag blickt auf den G8-Gipfel und erwartet viel Prominenz

Im Zeichen von Globalisierung und Ökumene

Über 600 Kilometer liegen zwischen Köln und Heiligendamm. Doch zumindest politisch werden die beiden Orte in den kommenden Tagen nahe beieinander sein. Die Globalisierung ist nicht nur das zentrale Thema beim G8-Gipfel sondern auch beim evangelischen Kirchentag. Auch in Köln diskutiert die Prominenz mit: Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt direkt vom Gipfeltreffen aus nach Köln.

 (DR)

Botschaft an G8: Orientierung für das Zusammenleben der Menschen
Der Kirchentag soll vor allem Orientierung für das Leben Einzelner, aber auch für das Zusammenleben der Menschen geben, betont Nikolaus Schneider, Präses der gastgebenden Evangelischen Kirche im Rheinland. Diese Botschaft wolle man auch nach Heiligendamm weitergeben.

Auch deshalb wollen die Kölner Kirchentagsbesucher am Donnerstag mit einer Live-Schaltung unter dem Motto "Die Macht der Würde - Der Ruf nach Heiligendamm" am Großkonzert der G8-Kritiker in Rostock teilnehmen. Dabei sind unter anderem Grußworte des südafrikanischen Erzbischofs Desmond Tutu und des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, geplant.

Angela Merkel diskutiert mit beim Kirchentag
Vom Gipfeltreffen kommt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Samstag nach Köln, um hier unter anderem mit Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus über das Thema Weltwirtschaft zu sprechen. An einer Diskussionsrunde unter der Überschrift "Globalisierung gestalten" wird ebenfalls am Samstag Bundespräsident Horst Köhler teilnehmen.

Ein weiteres Thema ist der Umgang mit dem Islam, worüber am Donnerstag unter anderem Grünen-Chefin Claudia Roth mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Ayyub Köhler, diskutieren will.

Ökumenischer Höhepunkt: gemeinsamer Gottesdienst im Kölner Dom
Bei der Zusammenkunft der evangelischen Christen in dem als urkatholisch geltenden Köln wird die Ökumene eine besondere Bedeutung haben. Hier liegen aber auch die Konflikte. So lud Präses Schneider alle getauften Christen zum gemeinsamen Abendmahl beim Kirchentag
ein. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner stellte hingegen klar, dass Katholiken nicht am evangelischen Abendmahl teilnehmen dürften. Damit bleibt Meisner seiner Linie treu. Für ihn bedeutet Ökumene auch, sich klar zu den Unterschieden der beiden Konfessionen zu bekennen.

Dessen ungeachtet freut sich der 59-jährige evangelische Theologe Schneider über die Kooperation mit der katholischen Kirche. "Die römisch-katholischen Geschwister empfangen uns mit offenen Armen, Kirchen, Gemeindehäusern und Gästebetten. Das ist nicht selbstverständlich", stellt er fest. Der für Freitagabend geplante ökumenische Gottesdienst im Kölner Dom mit Schneider und Meisner gilt als einer der Höhepunkte des Glaubenstreffens. Auch Kirchentagspräsident Reinhard Höppner hofft auf Fortschritte bei Ökumenefragen. Die Veranstaltung sei eine wichtige Station auf dem Weg zum Ökumenischen Kirchentag 2010 in München.

Startschuss am Mittwoch mit Abend der Begegnung
In Köln stehen mehr als 3000 Veranstaltungen an 400 Orten auf dem Programm. Bei dem Treffen unter dem Motto "lebendig und kräftig und schärfer" rechnen die Veranstalter mit insgesamt einer Million Besuchern.

Allein zur Eröffnungsveranstaltung am Mittwochabend werden bis zu 400 000 Besucher erwartet. Etwa 450 Stände in der Kölner Innenstadt bieten Speisen, alkoholfreie Getränke, Informationen und Aktionen zum Mitmachen an. Auf 15 Bühnen wird ein Kultur- und Musikprogramm angeboten. Unter anderen sollen die A-cappella-Formation basta und BAP-Sänger Wolfgang Niedecken auftreten.  Zum Abschluss des "Abends der Begegnung" wollen die Besucher mit 150 000 Kerzen die Brücken und das Ufer des Rheins erleuchten. Dazu werden mehr als 1000 Bläser das Werk "Abendglühen" des Komponisten Markus Stockhausen interpretieren.