Im Jahr 2009 ist es völlig selbstverständlich, dass man im Sonntagsgottesdienst singt. Zu jedem Liturgieteil gibt es passende Lieder, und entweder werden die von der ganzen Gemeinde gesungen, oder der Kirchenchor tritt in Aktion. Ob Choräle, Gospel oder Sacro-Pop, ohne Gesang: Keine Messe. Aber wer weiß, ob es ohne die Reformation überhaupt soweit gekommen wäre. Bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts war es nämlich fast ausschließlich dem Priester vorbehalten, die Stimme zu erheben, von ein paar Frage-Antwort-Gesängen mal abgesehen. Das fand dann aber alles in lateinischer Sprache statt, und man kann sich vorstellen, wie viele Gottesdienstbesucher in den Bänken saßen und sich gefragt haben: "Wovon singt der eigentlich da vorne?".