oder: wann wird unsere Welt nach Corona eine bessere sein?

Wie werden wir klug?

Ostern. Ohne Gottesdienste.  Noch so ein historischer Moment in dieser Coronakrise. Eine Krise, von der so viele Menschen hoffen, dass wir danach eine bessere, eine menschlichere Welt haben.

Polizeiautos und Beamte patrouillieren auf einem leeren Petersplatz / © Andrew Medichini (dpa)
Polizeiautos und Beamte patrouillieren auf einem leeren Petersplatz / © Andrew Medichini ( dpa )

Ich höre diese ganzen Appelle, Wünsche und Hoffnungen seit Wochen, sitze an meinem Schreibtisch und frage mich, aber: wie lernen wir denn dazu?

Eine weitverbreitete Antwort steht in Psalm 90: "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden".

Eine seit Jahrhunderten und in vielen Traditionen erprobte Methode: Im Kern soll uns der eigene Tod klug machen. Damit wir anders auf das Leben schauen.

Damit wir sehen, wie zerbrechlich dieses Leben ist. Wie wenig wir im Griff haben. Und wie kostbar das Leben ist, das wir gerade haben und von dem niemand weiß, wie lange wir es haben werden.

Und auch, um zu verstehen, was wir wirklich brauchen – und was nicht.

Ich würde mal sagen, unter den Kriterien: wir müssen alle sterben und keiner weiß wann, macht das Coronavirus einen außergewöhnlich guten Job. Aber werden wir klug werden?

Vielleicht. So richtig optimistisch bin ich nicht. Die Katastrophen von Tschernobyl z.B., oder die Finanzkrise 2008, um mal nur zwei Krisen zu nennen, haben uns nur begrenzt klug gemacht. Die Migrationskrise 2015 hat unsere Welt sogar gespalten – und was hätten wir daraus alles lernen können!

Einen anderen Weg wählt Matthias Horx gerade. Der Zukunftsforscher malt uns schon mal aus, wie die Welt sein könnte. Sein Text über den Herbst 2020, in dem er aus der Zukunft mit uns staunend auf alles zurückblickt, was seit Ausbruch der Coronakrise besser geworden ist, ist mir gefühlt 100 Mal empfohlen oder geschickt worden.

Dieser Text gibt vielen Menschen Hoffnung und es eist ja in der Tat eine schöne Idee, dieser Blick aus der Zukunft zurück. Weil, wir könnten ja wirklich so viel Gefallen und Nutzen an einem entschleunigterem Leben, echten Kontakten und gelebter Solidarität finden, dass wir es nach der Krise freiwillig so weitermachen.

Das ist die Chance dieser Krise: dass wir jetzt unter Corona klug werden. Merken, was alles geht, wenn wir nur wollen.

Wenn wir diese Klugheit beibehalten, jeder für sich und alle zusammen – dann ist dieses historische Osterfest tatsächlich der Anfang von etwas Neuem. Etwas Wunderbarem.

Ob wir klug werden? Liegt einfach nur an uns.