Wie sehr kann ein Mensch sich ändern?

Was hat Liebe damit zu tun?

Er war ein glühender, militanter Islamist. Und ist heute ein Friedensstifter und evangelischer Pastor?

Yassir Eric / © Adrian Butcher (DR)
Yassir Eric / © Adrian Butcher ( DR )

Das Jahr ist noch keine Woche alt. Und noch bekommt man gedruckt und online überall die vielen schicken Tipps. Wie man die vielen Sylvestervorsätze nicht nur fasst. Sondern auch länger als bis Neujahr durchhält.

Ich lese das - und frag mich: wie sehr kann ein Mensch sich überhaupt ändern? Wir werden älter, lernen mit den Dingen umzugehen, ja. Aber verändern wir uns wirklich? Frage ich mich nicht nur zu Beginn  des neuen Jahres.

Sondern auch als ich in einer  Verlagsankündigung ein Buch über Yassir Eric finde: Früher militanter, Christen und Ungläubige hassender Islamist im Sudan. Heute evangelischer Pastor im süddeutschen Korntal.

Ich bin misstrauisch. Sind nicht die nervigsten Nichtraucher die, die die früher selber geraucht haben? Ich blättere weiter. Denke: noch eine Geschichte über einen Fundamentalisten, der das eine Mäntelchen gegen ein anderes austauscht.

Wochen später finde ich eine Reportage, eine „homestory“ über Yassir Eric. Irgendwas darin, vielleicht die Begeisterung der Journalistin oder das offene Lachen des Protagonisten auf den Bildern macht, dass ich das Buch jetzt doch lesen will. Danach staune ich: Darüber wie sehr ein Mensch sich ändern kann.

Da wächst einer als Islamist im Sudan auf, wird zur Koranschule geschickt und die Ungläubigen hassen gelehrt. Aber dann konvertiert sein geliebter Onkel zum Christentum, geht dafür  ins Gefängnis, die Familie verstößt ihn.  Yassir Eric will ihn eigentlich vor dem Unglauben retten - aber entdeckt dabei das Christentum für sich selbst. Während seine Familie seine Beerdigung inszeniert, geht er selber erst in Dunkelhaft, dann nach Kenia und schließlich nach Deutschland.

Von hier hilft er verfolgten Christen im Nahen Osten und Geflüchteten in Deutschland. Wird evangelischer Pastor und gründet eine Familie. All das erzählt Yassir Eric klug und warmherzig in der Sendung Menschen, in die ich ihn einlade.

Beim Schneiden der Sendung frage ich mich: Wie konnte Yassir Eric sich so beeindruckend verändern?

Neben allen individuellen Antworten und Eigenschaften, die in diesem Fall eine Rolle spielen, seine Integrität z.B. oder sein wacher Verstand, der alles, was er hört, selber prüft, sind es letztlich die wildfremden Menschen, die ihm einen Platz in ihrer Familie anboten. Und ihn lehrten, dass Gott keine Gläubige oder Ungläubige kennt. Nur Menschen, alles seine geliebten Kinder. Das ist Liebe.

Und das ist eine Antwort.