Wie Pfingsten das Verstehen lehrt

Pfingsten und Lächeln

Wenn ich mit der Bahn an den Niederrhein zurückreise, muss ich öfters in Duisburg umsteigen. Und manchmal verstehe ich dann kein einziges Wort. Dabei wird um mich herum eifrig geredet: ins Handy gesprochen, Mütter rufen ihre Kinder. 

Bitte lächeln / © Sebastian Witte (DR)
Bitte lächeln / © Sebastian Witte ( DR )

Aber sie rufen sie eben in Türkisch oder Arabisch oder Farsi oder was weiß ich.

Ich bin irritiert. Und als ich den Grund meiner Irritation begreife, befällt mich ein frösteliges, seltsames Gefühl: ich fühle mich ausgeschlossen.

Dass ich gar nichts verstehe, passiert nicht so oft. Ich bin meiner alten Schule und meinen so oft gescholtenen 68erLehrern für vieles dankbar. Besonders dankbar aber dafür, dass sie vor allem eines im Sinn hatten: uns zum Teil einer neuen, friedlicheren Welt zu machen.

Dazu sollten wir erst Sprachen lernen und dann in die Welt hinaus, um die Menschen kennenzulernen, die diese Sprachen sprechen.

Deswegen stand ich schon mit 11 Jahren vor einer französischen Schulklasse, deswegen hatten wir belgische Lehrer, französische Schulbücher und wurden schnell zweisprachig. Weil das in den ersten beiden Jahren so gut klappte, lernten wir bis zum Abitur ganz regulär noch drei weitere Sprachen.

So gerüstet bin ich gut durch die Welt gekommen: in Asien mit Englisch, in Lateinamerika mit Spanisch, in Afrika mit Französisch. Irgendwie hatte ich immer eine Möglichkeit, den Menschen Fragen zu stellen und ihre Antworten zu verstehen.

Heute ist Pfingsten. Und ich denke über das Sprachendurcheinander am allerersten Pfingstfest nach. So wie in der Apostelgeschichte davon erzählt wird, hat da plötzlich niemand, niemanden mehr verstanden.

Einerseits.

Andererseits aber haben ja alle, alles verstanden.

Als ich darüber nachdenke, wie das sein kann, fällt mir eine Begegnung am Hauptbahnhof in Duisburg ein. Als ich mich im Sprachengewirr  plötzlich so fremd fühlte

Plötzlich lächelte mich eine junge Mutter mit Kopftuch und langem Mantel an.

Oja, denke ich, die Apostelgeschichte hat recht: es gibt die eine Sprache, die alle, alle Menschen verstehen.