Weitermachen, wenn es mal so richtig schief geht

Wer schreibt, der bleibt

"Kannst du mich mal anrufen?" – bittet mich ein befreundeter Lokalpolitiker in einer E-Mail. Als ich zurückrufe, wird es bitter. Es geht um den Bruch von Vertraulichkeit.

Messenger-Gemeinde (DR)
Messenger-Gemeinde / ( DR )

Jemand hat in die Politik über eine Whatsapp Interna aus einer Initiative weitergetragen. Die machen jetzt im Rathaus die Runde. Worum es geht, um wen es geht, tut nichts zur Sache. Was zur Sache tut, ist der Umgang mit sozialen Medien.

In einem Projekt geben sich viele Menschen, seit vielen Jahren, viel Mühe, schwierige Umstände in etwas Gutes, Neues zu transformieren. Die Sache hat Freunde. Und Gegner. So ist das in einer Demokratie. Alles bestens.

Nicht bestens ist, gedankenlos Dinge in die Welt zu schreiben. Wer schreibt, der bleibt, heißt ein Sprichwort. Genau. Auch wer Whatsapp schreibt, bleibt. Mündlicher Klatsch und Tratsch über vertrauliche Dinge unter vier Augen ist nicht fair. Ja. Kann aber zur Not abgestritten werden. Schriftlicher Klatsch und Tratsch ist mit einem Klick weitergeleitet. Und kann dann mit Datum und sekundengenauer Uhrzeit nachverfolgt werden.

Zwei Tage lang telefoniere ich viel. Der angerichtete Schaden ist groß. Mühsam gewonnenes Vertrauen wieder verspielt. Ich fühle mich, als würde ich Monopoly spielen. Gehe nicht über Los, ziehe nicht 4000 Mark ein. So richtig Lust zum weiterspielen habe ich gerade nicht. Im Gegenteil – beinah will ich aus dem Spiel aussteigen.

Am nächsten Abend ist ein Treffen. Schon lange angesetzt. Um den Tisch sitzen lauter Menschen, die jetzt auch Fußball schauen könnten, oder im Garten sitzen. Oder wie auch immer ihren Feierabend feiern. Tun sie nicht. Hier im Arbeitskreis weiß niemand von dem Vertrauensbruch. Ich werde die anderen nicht damit belasten.

Wir tragen zusammen, wer in der Zwischenzeit, was getan hat. Die Stimmung ist gut. Wir arbeiten angeregt, freuen uns an den Ergebnissen, wissen, wir haben das gemeinsame Projekt ein Stück weitergebracht.

Als wir anschließend noch ein bisschen im  frischen Sommerabend umeinander stehen, merke ich plötzlich: das, genau das, habe ich gebraucht. Einfach weitermachen. Eintauchen in die konstruktive Energie der Gruppe. Mit schwimmen, zuhören, den Stich ins Herz heilen lassen. Weiter spielen.

Wir sind Menschen. Fehler passieren. Auch aus diesem werden wir lernen. Und dann: einfach weitermachen.

Als ich nach Hause fahre, ist mein Herz wieder leicht. Und mir ist, als hätte ich etwas wirklich Wichtiges gelernt.