Von leichten Herzen und goldenen Blättern

Herbstwärme

Beim Fensterputzen fällt mir auf: Der kleine Busch im Garten vor dem Baumhaus. Feuerrot ist er geworden. Der Kirschlorbeer dahinter wird auch schon golden. Aber für Herbst habe ich gerade gar keine Zeit.

 (DR)

Soweit ist es schon gekommen. Es ist Sonntag. Und ich putze Fenster. Am siebten Tage sollst du ruhen, heißt es. Ich weiß.

Aber die Woche war voll mit lauter Zusatzdingen, die alle: "mal eben schnell" gemacht werden wollten: Elternarbeit in der Schule, ungeplante Arztbesuche, die Quartalsordner für den Steuerberater fertig machen, Taxidienste für die großen Kinder.

Die Quittung bekomme ich zum Sonntagsfrühstück.  Das Bild, das sich mir bietet, wenn  ich den Blick vom Frühstücksei hebe, ist nicht schön:  das ganze Wohnzimmer steht voll. Mit Wäsche, die nicht von Ständern abgenommen, Taschen, die von der Konzertreise nicht ausgeräumt und Werkzeugen, die nach der Arbeit am schicken Riesenblumentopf nicht weggeräumt sind.

Sehr ungemütlich. Und mit hohem Aufforderungscharakter. Da kann die Sonne noch so sehr vom lupenreinblauen Himmel strahlen, wir müssen räume und putzen. Am frühen Nachmittag sind wir noch lange nicht fertig. Aber man sieht wieder, wie es sein soll.

Muss reichen. Ich will in den Wald.

Hier finden wir nach einiger Zeit eine Lichtung, legen uns in die Sonne, erzählen. Die Herbstwärme entspannt unsere Seelen.

Auf einmal fängt ein Kind an zu erzählen. Schnell wird deutlich: da läuft was schief.   

Das Kind hat ein rabenschwarzes Gewissen. Kein Wunder, denke ich, als ich die ganze Geschichte kenne.

Wir reden. Darüber, dass man Dinge, die man kaputt gemacht hat, aus Versehen, nicht versteckt. Sondern vorzeigt. Und sich einen Weg überlegt, den Schaden wieder gut zu machen. Auch wenn man sich eigentlich schämt, vor allem für das Verstecken.

Wir überlegen, was hier zu tun ist, finden eine Lösung: gemeinsam werden wir mit der Mutter des betroffenen Kindes sprechen, ich kann nähen, das Kind sich entschuldigen.

Das  Kind sagt,  so verwundert, wie erleichtert: " Mama, jetzt ist mein Herz auf einmal ganz leicht".

Wenn ich jetzt sage, dass am Ende des Tages die Sonne rotgolden unterging - dann klingt das kitschig. Ich weiß. Aber so war's. 

Und mein Herz? War endlich Sonntagsleicht.