Von Jägern und Vegetariern

Zusammen Tee trinken geht immer

Auf dem Weg ins Feld grüße ich freundlich einen in tarnfarbene Armeekleidung gewandeten Herrn, der in seiner Garage über seiner Mülltonne werkelt. Die Sonne lacht vom Maihimmel in den noch ganz stillen Sonntagmorgen.

Friedenstauben (dpa)
Friedenstauben / ( dpa )

Zu Hause war noch niemand  auf. Nur der Hund und ich. Der Hund muss vor die Tür. Also muss ich mit.

Wir drehen eine große Runde durch  Felder und Wäldchen. Der Mai, obschon noch zartgrün, strotzt schon vor Kraft. Spechte klopfen, Vögel singen, ein wahres Maikonzert wird für uns aufgeführt.

Tiefenentspannt komme ich zurück. Der Herr in der Armeekleidung steht  immer noch in seiner Garage, vor sich die aufgeklappte Mülltonne, rupft Tauben.

"Das gibt ein Festessen."  erklärt der Mann "22 habe ich gestern geschossen. Die kommen in Restaurants".  1000 Fragen schießen in  meinen Mund. Eine fremde Welt breitet sich in den Antworten des Jägers vor mir aus. Er erzählt  von seiner Pacht, davon seine Hasen zu hegen, zu pflegen, zu füttern. Und sich bei der Ernte, er die Hasenjagd wirklich Ernte!, auf die Hasenleckerbissen zu freuen.

Ich lerne, dass Tauben, die gerade Junge füttern,  Kropfmilch haben. "Da schauen Sie selbst". Der Jäger hält mir einen Taubenkadaver hin, biegt den Hals zurück "Da. Keine Kropfmilch. 22 Tauben. Aber ich habe keinen Taubenjungen die Mutter gestohlen.  "

Der Jäger schwärmt weiter von den Delikatessen, die da auf der Kühlerhaube auf dem Rücken liegen und ihre toten Beine nach oben strecken. Als er anfängt sich über die Politik der Grünen zu ereifern, sag ich, die ich bis hierher freundlich -interessiert gelauscht habe,  lachend: "na, das kann ja ein heiteres Gespräch werden. Sie sprechen mit einer durchaus grün wählenden Vegetarierin."

Das hätte er sich schon gedacht. In Windeseile sind wir in ein tiefes Gespräch über Menschen und Tiere und Rechte verwickelt.  Am Ende zeige ich ihm, wo ich wohne. "Wenn Sie mal Lust haben, weiter zu reden, klingeln sie einfach. Ich koch dann Tee."

"Mach ich, solange es kein Grüner ist." Freundlich gehen wir auseinander.

Er wird kein Vegetarier werden. Ich werde keine Tauben schießen.

Müssen wir auch nicht. Aber miteinander reden  sollten wir können. Sollte er wirklich mal kommen, werde ich zwei  große Kannen Tee aufbrühen.

Schwarz für ihn. Grün für mich.