oder: alles neu macht, der Mai. Zum Glück

Von Gartenmodder und Gartenglück

Schon lange war der Frühling da. Unbarmherzig leuchtete die Sonne auf die welken Blätter, die, überzogen von Spinnweben, überall im Garten moderten. Was von den Blumen in den Beeten übrig war, war lange verkrautet und die Terrasse grünglitschtig vermoost.

Gartenglück / © Krumpen
Gartenglück / © Krumpen

Nein, von verwildertem Charme konnte beim besten Willen keine Rede mehr sein - unser Garten war einfach runtergekommen. Wofür es viele Gründe gab. Der kaputte Rücken von meinem Mann, meine viele Arbeit am Schreibtisch und bevor Teenager Gartenarbeit cool finden, muss viel passieren. Dennoch, als ich in der Osterwoche in der Sonne Trost suchte und durch die morsche Bank auf den kalten Stein krachte - war mein Limit erreicht und die Zeit der Ausreden vorbei.

Nein, der Rücken meines Mannes erfuhr keine Spontanheilung und nein, ich hatte nicht plötzlich weniger Arbeit und verstehe immer noch nichts vom Garten. Aber fürs Blätter kehren, Fahrräder aufrichten und Spinnweben wegwedeln, brauch ich keine Doktorarbeit. Das schaffe ich gerad noch. Während ich vor mich hin werkel kommt die Ganzgroße.

Hat Geldsorgen. Zeit hat sie auch gerade. Der Große denkt an seinen Führerschein - auf geht's für beide in den Garten. Bis zum Gartenfest Ende Mai ist noch ewig.

Deswegen passiert nicht so richtig viel. Mal hier, mal da. Ja.Aber es geht nicht voran. Ich sehe meine Gartenträume gefährdet - aber muss die Gartenhandschuhe bei den Gartenwerkzeugen stecken lassen und stattdessen in den Zug steigen, zehn Tage an den unterschiedlichsten Orten, die unterschiedlichsten Arbeiten verrichten.

In der Nacht zum Samstag komme ich zurück. Falle ins Bett. Als ich die Jalousien am nächsten Tag hochziehe, traue ich meinen Augen kaum: Blumen blühen gelb, orange, rot, violett. Die Bretter der Blumenbänke sind ebenso geweißt, wie die alten Gartenmöbel und die neue Picknicktischgarnitur. Was hinreißend zum schwedenrot der Hausverkleidung aussieht.

Mein Herz hält es nicht im Haus, hüpft aufgeregt im Garten umher. Entdeckt den – endlich! - aus Sperrmüllstangen, frisch geschweißten, weiß lackierten Fahrradständer. Der Brunnen plätschert, der Weg zum Baumhaus ist freigeschnitten und frisch mit kleinen Kieseln ausgelegt.

So müssen sich die Menschen gefühlt haben, deren Arbeiten die Heinzelmännchen über Nacht erledigt haben. Das Sonntagsfrühstück im Garten kann kommen. Das Gartenfest auch.

Und ich weiß wieder, wie sich Glück anfüllt. Nicht nur Gartenglück.