und wie sie sein sollte

Von der Welt, wie sie ist

"Was für ein Film", sagt die Große. "Green book", der oskarprämierte Film, den wir am Vorabend zusammen im Kino geschaut haben, beschäftigt uns beim Sonntagsfrühstück immer noch.

 (DR)

"Green book" erzählt die wahre Geschichte des begnadeten schwarzen Pianisten Don Shirley zur Zeit der Bürgerrechtsbewegung in den USA.

Für die Darstellung des Don Shirley hat Mahershala Ali schon zum zweiten Mal einen Oskar bekommen. Ali staunt im Interview über Shirley, der acht Sprachen sprach, eng mit den Kennedys verbunden war und eine Konzerttour durch den rassistischen Süden machte, obwohl er weder das Geld noch den Ruhm brauchte und jederzeit in den sicheren Norden hätte zurückkehren können.

Mahershala Ali spielt Shirley kultiviert, reich und gebildet. Aber auch trotzig und verloren. Für Shirley habe es keinen Platz in der Gesellschaft gegeben, sagt Ali über seine Rollenfigur. Shirleys Hautfarbe hätte es ihm nicht erlaubte, die Musik zu spielen, für die er brannte und als Homosexueller habe er nach damaligen Moralvorstellungen noch nicht einmal als richtiger Mann gegolten.

Mahershala Ali kennt den Schmerz der Ausgrenzung. Als Sohn eines episkopalischen Priesters ist er zum Islam konvertiert und wird als Afroamerikanischer Muslim lange vom FBI überwacht. Die Rolle des Don Shirley war ihm eine Herzensangelegenheit.

Niemanden von uns hat Alis Darstellung des Don Shirley kalt gelassen. Zu schmerzlich, wenn der in den reichsten Häusern auftretende Pianist auf der Bühne gefeiert, aber in den Pausen in den Garten zum Plumpsklo geschickt wird. Zu würdelos, wenn er in den teuersten Clubs auftreten, aber in der Besenkammer essen soll.

Gerade habe ich die Biographie von Michelle Obama gelesen. Darin erzählt sie, wie sie ihren späteren Mann Barack bei seiner Arbeit als Community Manager in Chicago beobachtete. Barack Obamas Credo: Wir alle wüssten, wie die Welt ist. Aber wir wüssten auch, wie sie sein sollte. Die Differenz zu überwinden, das sei die Aufgabe.

Tja, so würdelos die Welt der Rassentrennung im Film, dafür dass Barack Obama zurecht an die Macht von Veränderung glaubt, ist er selbst das beste Beispiel. Nur wenige Jahrzehnte später wurde, er, ein Schwarzer, Präsident der Vereinigten Staaten. Was für eine Leistung der Bürgerrechtler!

Die, wie alle Errungenschaften von Menschlichkeit und Menschenwürde, immer in Gefahr sind. Wie sehr und wie schnell, zeigt der Backslash nicht nur in den USA eindrücklich.

Wir alle wissen, wie die Welt ist. Wir alle wissen, wie sie sein soll. An die Arbeit.