Ich bin beruflich unterwegs. Freunde, die ich länger nicht gesehen habe, gewähren mir Obdach. Der Vater der Familie arbeitet nur noch Teilzeit in Stadt A, in der zwei inzwischen erwachsene Kinder studieren. Ein regelmäßiger Auftrag führt den Vater nun in der zweiten Wochenhälfte in Stadt B. In der eine weitere Tochter studiert.
Kompliziert? Die Familie findet eine verblüffende Lösung.
In der ersten Wochenhälfte wohnt der Vater in Stadt A mit zwei Kindern zusammen. Dafür ziehen die erwachsenen Kinder aus ihren Wohngemeinschaften in die elterliche Wohnung zurück. In der zweiten Wochenhälfte wohnt der Vater mit dem dritten Kind in Stadt B.
Teilzeitzusammenwohnen.
Das spart Miete, schafft selbstverständlichen, regelmäßigen Kontakt. Alle Beteiligten profitieren.
Ich sitze dazwischen und staune. Am meisten darüber, wie es dieser Familie gelingt, das Leben sich selber leben zu lassen. Sie gestattet dem Leben, das sich immerfort verändern will, genau das: sich zu verändern.
Die Familie der Freunde gibt mir, die wir unsere Familienneuordnung noch vor uns haben, ein Beispiel, wie man dem Fluss Lebens folgen kann. Dem widerspenstigen Wasser Widerstand zu leisten ist eh in der Regel viel Aufwand für vergebliche Mühe. Maximal kann man das Leben eine Weile künstlich stauen, aber das Wasser wird immer gewinnen.
So wie bei einer anderen Freundin. Als ihre Söhne groß wurden, baute sie als erstes an. Zu gerne wollte sie ihre Söhne in der Nähe haben. Eine, sehr kleine, Weile ging der Plan auf, dann zogen die großen Söhne über den großen Teich. Dafür konnte, als es nötig wurde, die Schwiegermutter unkompliziert einziehen. Auch gut.
Übrigens, die Mutter der Familie, die ich besuche, hat gerade eine neue Stelle angenommen. In der Nähe von Stadt A und wunderbarer Weise in der Nähe von viel Wasser und noch mehr Bäumen.
Möglicherweise ein Ort für schöne Familientreffen am Wochenende.