Aber habt Spaß.

Vergesst mich nicht.

Vor zehn Jahren traf ein elfjähriges Mädchen vor dem Domradiostudio einen fast 80jährigen alten Mann. Der Beginn einer Freundschaft. Und eine Begegnung, die beide verändert hat.

Jerzy Gross und Judith Stapf / © krumpen (ak)
Jerzy Gross und Judith Stapf / © krumpen ( ak )

Am 17. Juni 2008 war Jerzy Gross zu Gast in der Sendung Menschen.  Er hatte  die Judenverfolgung nur überlebte, weil er als Kind auf der berühmten „Schindlers Liste“ stand.

Als Jerzy Gross damals aus der Sendung kam, stand vor der gläsernen Türe ein Mädchen. Judith, 11 Jahre alt, das ihn unbedingt kennenlerne wollte.

Judith war auf youtube auf ein Video ihres Geigenvorbildes Itzhak  Perlman gestoßen, in dem dieser die Filmmusik von „Schindlers Liste“ spielt. Das will Judith auch spielen - und verlangt nach Wissen. "Ich muss doch verstehen, um spielen zu können", sagt sie. Kinderbücher zum Holocaust reichen ihr nicht. Sie will jemandem in die Augen schauen können, der das Schlimme, den Holocaust erlebt hat".

Skeptisch schaute Jerzy Gross die kleine Judith an, schonte sie nicht. Judith hielt stand, erwirkte ein weiteres Treffen, an dem sie Jerzy Gross ihre Fragen stellen konnte. Fragen und Antworten waren bei diesem Gespräch, das domradio.de dokumentierte, so anrührend, dass wir von domradio.de diese Gespräche in einer Sondersendung zum Gedenken an 70 Jahre Reichspogromnacht gesendet haben.

Zehn Jahre ist das jetzt her. Judith Stapf ist heute eine junge Geigerin, studiert und konzertiert. Im Januar hat sie in der Holocaustgedenkstunde im deutschen Bundestag gespielt, nachdem Anita Lasker Walfisch gesprochen hatte.

Was ist in diesen zehn Jahren passiert? Wie hat die Begegnung mit Jerzy Gross, der 2014 als der letzte Überlebende von Schindlers Liste in Deutschland starb, verändert? Warum erinnert sie weiter an ihn. Spielt in Israel in Altenheimen für Überlebende, studierte an der Barenboim-Said Akademie in Berlin und tourte mit dem East Western Divan Orchester mit israelischen und palästinensischen Musikern.

All das wollten wir von domradio.de wissen. Und haben Judith zum Gedenken an die Reichpogromnacht vor 80 Jahren gefragt, ob Sie nicht, wie damals Jerzy Gross, heute in eine Menschensendung kommen wolle? Sie wollte.

Die Geschichte von Jerzy und Judith aus der Sicht von Judith Stapf, heute Abend in der Sendung Menschen. Und sie erzählt auch von seinem ungewöhnlichen Vermächtnis: "Vergesst mich nicht, aber habt Spaß. Macht Pizzaparty."