Die Würde des Menschen ins Zentrum stellen

Niemanden zurücklassen

„Die Zeit läuft ab“, schrieb die Wochenzeitung DIE ZEIT mit Blick auf Moria, einem hoffnungslos überfüllten Flüchtlingslager auf Lesbos, schon vor Wochen.

Kinder aus dem Camp Moria  / © Erik Marquardt (privat)
Kinder aus dem Camp Moria / © Erik Marquardt ( privat )

In meinen Emails finde ich Post von Sr. Luzia, einer befreundeten Ordensschwester von den Steyler Missionarinnen. Sie schreibt: „Ich habe gerade die Petition „#LeaveNoOneBehind“ unterschrieben: Jetzt die Corona-Katastrophe verhindern - auch an den Außengrenzen!". Und wollte dich fragen, ob du auch mitmachst“.

In der Petition finde ich: „Besonders hart wird das Corona-Virus diejenigen treffen, die es ohnehin schon schwer haben. Dazu zählen auch die Geflüchteten an unserer Außengrenze und Obdachlose, Alte, Kranke.“

Ich gestehe: mein Herz ist schwer, als ich das lese. Wie soll das gehen? Wo es schon in Zeiten vor der Coronapandemie keinen politischen Willen gab, den Menschen in den Camps zu helfen. Umso mehr freue ich mich, dass es immer Menschen gibt, die trotz allem nicht aufgeben.

Ich bin dankbar dafür, dass Menschen das Evangelium ernst nehmen, auch den Geringsten zu sehen – so wie die Steyler Missionarin. Ich bin dankbar, dass es Politiker gibt, die den Artikel 1 des Grundgesetzes, die Würde des Menschen ist unantastbar, selbst in Zeiten der Coronapandemie den Vergessenen im Camp Moria zusprechen.

Einer dieser Politiker ist der EU-Grünen Abgeordnete Erik Marquardt. Der Fotojournalist war in Afghanistan, um mit eigenen Augen zu sehen, wie es um die Bedingung von Abgeschobenen bestellt ist, er hat die Balkanroute bereist, Elend, Hoffnungen und Träume von Menschen in Idomeni mit seiner Kamera festgehalten, sich im Mittelmeer an Seenotrettung beteiligt.

Als Berufspolitiker harrt er jetzt in Moria aus – um nach Lösungen zu suchen. Die Petition ist ein Baustein der Kampagne #Leave no one behind, niemand zurücklassen. Viele Prominente beteiligen sich, es wird z.B. Online-Partnerschaften mit Geflüchteten geben, kreative Aktionen werden die Politiker und Politikerinnen in Berlin überraschen.

Marquardt sagt: „Wenn es den politischen Willen im Moment nicht gibt“, dann müssen wir als Zivilgesellschaft Haltung zeigen. Wir müssen aufhören nur über das zu reden, was nicht geht, anfangen darüber zu reden, was wir dennoch tun können.“

Erik Marquardt bleibt einstweilen auf Lesbos, sagt: „wir haben einen Marathon vor uns.“  

Ich hoffe und wünsche, dass um im Bild zu bleiben, wir alle Bananen und Wasser reichen, um den Marathonläufern ins Ziel zu helfen.