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Masken mit Meinungen

„Aber wieso“ fragt mein Sohn, als ich ihn um eine seiner Borussiavereinsmasken bitte, „Du bist doch gar kein Fan!“

Schaufensterscheibe mit der Aufschrift "Bitte beachten Sie die Maskenpflicht" / © Arne Dedert (dpa)
Schaufensterscheibe mit der Aufschrift "Bitte beachten Sie die Maskenpflicht" / © Arne Dedert ( dpa )

Wieso ist leicht erklärt. Die Vereinsraute links auf der schicken, schwarzen Maske ist mir nicht wichtig. Aber rechts steht unübersehbar: „unzähmbar“.  

Ob dieser Verein unzähmbar ist, mag ein Blick in die Fußballtabellen klären. Da halt ich mich raus.

Für den Wahlabend des überraschenden Wahlsiegers der Bürgermeisterstichwahl aber fand ich die Maske überaus passend.

Ob eine Maske Meinungen transportieren soll – darüber gehen die Meinungen auseinander. Die einen finden nein. Der Respekt vor dem Leid einer weltweiten Pandemie, ihrer über einer Million Toten und über 41 Millionen Infizierter, vertrage sich weder mit einem modischen Accessoire, noch mit einem Statement.

Andere vertreten, dass, wenn wir schon Masken tragen müssen, diese auch ein individueller Ausdruck sein können. Deswegen gibt es schicke Masken und schrille und passende zum maßgeschneiderten Hemd.  

Und Masken mit Meinung gibt es auch.

Ich selbst habe so eine. „Schutz auch für Geflüchtete“ steht auf ihr drauf. Die Maske ist Teil der Kampagne #leave no one behind und will auf alle Menschen aufmerksam machen, die unter Corona leiden. Einschließlich Obdachloser und Menschen auf der Flucht.

Eine Maske mit Meinung kann ganz schön herausfordern merke ich. Klar stehe ich zu der Aussage, dass in der Coronapandemie niemand zurückgelassen werden soll. Aber unnötig polarisieren oder gar provozieren ist mein Ding nicht.

Anders an einem Vormittag im Münchner Hochsommer. Auf allen U-Bahn Bildschirmen lief die Meldung, dass Corona in einem Münchner Flüchtlingsheim aufgetreten sei.

Ich dachte an die üblichen Bedingungen in Flüchtlingsheimen, die Hochsommerhitze, die vielen Kinder, die Gemeinschaftsräume. Auf den Bildschirmen sah man jetzt auch noch Abriegelungszäune davor.

Plötzlich wurde meine Maske ein sichtbares Band der Solidarität. Das ich sehr gerne trug.

Die Fußballfanmaske trage ich auch gerne. Nicht wegen der Raute, sondern weil sie so angenehm zu tragen ist. Zum Beispiel in der Bahn auf dem Weg zu einer Lesung in Süddeutschland.  

Beim Umsteigen leuchteten plötzlich die Augen einer Frau auf dem Bahnsteig auf. Geradezu verschwörerisch lächelte sie mich an, zeigt auf die Maske.

Eher zaghaft lächelte ich zurück, fühlte mich plötzlich ein bisschen wie eine Verräterin.

Als ich von der Begegnung zu Hause erzähle, fühlt der Jüngste sich endlich verstanden.

Gnädig darf ich die Maske zwar weiter nutzen. Dass mein Fußballherz ganz heimlich und nostalgisch aber immer noch ein bisschen für Köln schlägt – das braucht hier am Niederrhein ja keiner zu wissen.