Gespräche, die es nur im Urlaub gibt

Lust auf Urlaub 4

Urlaub ist ein gar wunderbares Ding. Und wenn es ihn noch nicht gäbe, ich würde ihn erfinden. Auf der Stelle. Schon alleine wegen der Gespräche, die so nur im Urlaub möglich sind.

Familie mit Kindern / © Bernd Wüstneck (dpa)
Familie mit Kindern / © Bernd Wüstneck ( dpa )

"Warum kaufst du eigentlich Biomilch? Das machen so wenig Menschen, da kannst du doch eh nichts daran ändern, dass die Kühe ausgebeutet werden."  Hui. Mein Grundschulsohn hatte offenkundig seine Geolino-Kinderzeitschriften aufmerksam gelesen, gründlich nachgedacht.

"Du musst mal für ein Jahr ins Internat", bellt die sanftmütige Große und schlägt mit der Hand auf den Tisch, als der pubertierende Große es mit der Pubertät im Urlaub absolut übertreibt.

Zwei Momente, in denen plötzlich ein Gespräch entsteht. Über Dinge, die schon lange gefragt oder gesagt werden wollten, für die aber der rechte Moment, die rechte Nähe oder der rechte Aufhänger fehlte. Jetzt aber geht es. Denn jetzt sind wir im Urlaub.

Im Urlaub sind wir, ganz gleich ob zu Hause oder unterwegs, befreit von vielen Pflichten und Möglichkeiten des Alltags. Vielleicht auch befreit von den Rollen, in denen wir uns sonst begegnen, scheinen lang schon in uns schlummernde Fragen an die Oberfläche zu steigen oder lang schon nicht gesagte Dinge plötzlich sagbar.

So oft habe ich erlebt, ob mit meinem Mann, mit den Kindern oder Freunden,  dass die Entspanntheit, die ein gelungener Urlaub mit sich bringt, unsere Gespräche verändert. Ihnen Tiefe und Leichtigkeit, Ernsthaftigkeit und Humor verleiht. So sind wirklich qualitativ andere Gespräche möglich - weil wir anders reden. Und anders zuhören können.

Im Falle der Biomilch entspann sich ein langes Gespräch: über Dinge, die wir ändern können, das was wir selber machen. Und Dinge, die auf die wir nur wenig Einfluss haben, wie auf das, was die anderen machen. Und darüber, dass der Flügelschlag des Schmetterlingss das Universum bewegt und wir nie, nie wissen, was, wie viel Wirkung hat.

Im Falle des Pubertisten entspann sich ein Gespräch über den Zusammenhang von schlechten Benehmen und den Gründen dafür. In diesem Fall Schulfrust und das Gefühl von Ausweglosigkeit. Am Ende stand die Idee für ein Schulprojekt, das segelnde Klassenzimmer, das den Großen erst in die Karibik und dann zu sich selbst brachte.

Ich bin sicher - durch unsere Urlaubsgespräche ist jeder von uns ein bisschen mehr er selbst und wir alle mehr Familie geworden. Wie wunderbar!