WunderBar

Du bist doch nicht etwa vegan geworden?

„Muss das sein? Dass Du jetzt auch noch vegan wirst?“ fragt ein Freund, der zu Besuch kommt.

Veganer Kuchen / © Mihai Blanaru (shutterstock)

Der Freund hat die letzten WunderBar-Kolumnen im Netz nachgelesen. Ja, stimmt, seitdem die Kinder flügge sind, haben wir das Projekt „veganer leben“ seit Sommer angepackt.

Ich freue mich über diese neue Freiheit: denn was ich einkaufe und was nicht, habe ich, buchstäblich, in der Hand. Und damit einen Hebel, um an meinem eigenen CO2 Verbrauch zu arbeiten.

Das hat viele interessiert. Ob ich mehr erzählen könne? Gerne, würde ich gerne sagen. Eigentlich. Uneigentlich verschrecken mich die vielen Reaktionen, die ich je nach Temperament, vorsichtig oder vehement an den Kopf geknallt bekomme.

Der Freund, der mich nach so langer Zeit besucht, hat z.B. jede Menge Erfahrung mit intoleranten Veganern gemacht. Die irrste: Ein veganer Caterer. Der verlangte, dass ein von der Familie der Braut gebackener nichtveganer Hochzeitskuchen weggeworfen werde - oder er nehme das vegane Hochzeitessen mit zurück.

Alter! Würde ich am liebsten mit den Worten meiner Kinder sagen. Das ist kein Klimaschutz. Das ist Fundamentalismus. Fundamentalisten konnte ich noch nie leiden.

Menschen, die ernst machen, die sagen, was sie denken und tun, was sie sagen, haben mich dafür schon immer angezogen.

Z.B. ein Kollege von mir, der vor 30 Jahren vom Bafög seine kleine Familie ernährte – und dennoch im Bioladen einkaufte. Es war ihm wichtig. Also machte er es. Und sparte anderswo. Der Kollege wurde belächelt.

Später, als er vier Kinder hatte, in einem Dorf am Stadtrand einer Großstadt lebte und konsequent mit Bus, Bahn und Fahrrad Lebensmittel und alles andere einkaufte, wurde er zwar heimlich ein bisschen bewundert. Aber öffentlich immer noch belächelt: so könne man doch nicht leben. Doch, er konnte.

„Kind, ich kann dich aber nicht vegan bekochen“, sagt meine Mutter. „Darf ich mein Fleisch neben Dir essen?“ fragt eine Kollegin in der Küche. „Aber Honig isst du doch noch?“ fragt der Freund.

Mit den vielen Reaktionen hatte ich zwar nicht gerechnet. Aber, bei Licht betrachtet, sind sie ganz schön wunderbar: So viele Gespräche darüber, warum ich Käse, Eier und Honig, ja, den auch, weglasse.

Die Gespräche münden fast alle darin, was die anderen fürs Klima tun. Und da können wir ja nur alle voneinander lernen.