Die heiligen Nächte

Aus der Zeit gefallene Zeit

Keine Biokiste. Wie nie zu dieser Zeit. Unser Biobauer liefert nie "zwischen den Jahren". Und eine Freundin mailt: bis zum 6. Januar sei sie nicht erreichbar. Auch nicht per mail. Was beide miteinander gemeinsam haben? Sie feiern die "Heiligen Nächte".

Rauhnächte / © Игоревич
Rauhnächte / © Игоревич

Zwölf sind das. Von Heiligabend bis zum 6. Januar, dem Fest der drei heiligen Könige. Manchmal werden sie Heilige Nächte, manchmal Rauhnächte genannt. Warum sie so heißen, ob vom mittelhochdeutschen „ruch“, wie haarig, weil haarige Dämonen in diesen Nächten umherstreifen. Oder Rauhnacht, wie Rauch und Räuchern. Weil traditionell die Ställe mit Weihrauch geräuchert wurden: 1520 schreibt Johannes Boemus: „die zwolff naecht zwischen Weihenacht und Heyligen drey Künig tag ist kein hauß das nit all tag weiroch rauch yer herberg mache.“

Mal davon ab, wie diese Nächte, aus welchem Grund heißen: warum machen Menschen das? Warum igeln sie sich so ein,  in diesen Tagen zwischen den Jahren?

Vielleicht weil sie genau das wollen, sich ein-igeln. Wie die Igel in den Winterschlaf  gehen. Die Menschen, die ich kenne, die das praktizieren, sagen: um Zeit für Weihnachten zu haben. Um endlich in den dunkelsten Tagen des Jahres, wenn die ganze Natur sich in sich zurückzieht, mich auch zurückziehen. Meine Seele wieder zu finden. Nicht zu arbeiten, nicht nach außen gehen. Zu  mir kommen. Zu Weihnachten. Vielleicht auch wieder zu Gott.

Ich finde das jedes Jahr wunderbar, dass Menschen sich so ernst nehmen. Sich zurückziehen, sich ein-igeln um dann wieder besser für  die Welt da zu sein… Und wenn wir selber  oft von den „"Tagen zwischen den Jahren" sprechen, ahnen wir das ja vielleicht auch. Schließlich sind die elf Tage und zwölf Nächte, um die es geht, eingeschoben. Denn zählt man, wie wir,  das Jahr nach der Sonne,   dann fehlen genau diese Tage, damit es 365 Tage sind. Im Mondkalender, wenn die Zeit nach Monden gezählt wird, braucht  man sie nicht.  Aus der Sicht der Mondkalender sind diese Tage also außerhalb der Zeit. 

Und so verhalten wir uns: Die Verwaltungen haben zu, viele Unternehmen Betriebsferien, das öffentliche Leben liegt still. Produziert wie aus der Zeit gefallene Zeit. Tage, zwischen den Jahren. Wie der Urlaub im Sommer, sind diese Tage vielleicht Winterurlaub für die Seele.

Genau den, Winterurlaub für die Seele, wünsche ich Ihnen in dieser, aus der Zeit gefallenen, Zeit.