... und das Glückchen

Der Mai...

Sinnig und lustig, anrührend und beeindruckend. Postkarten sind zwar unscheinbar. Aber Alleskönner.

 (DR)

An Bahnhöfen, in Dekoläden und Buchhandlungen: überall drehe und studiere ich aufmerksam Kartenkarussels, selten gehe ich ohne Beute nach Hause. Vor ein paar Wochen bin ich auf dem Weg zu einem Termin in der Kölner Innenstadt durch eine Fußgängerzone, in die es mich praktisch nie verschlägt, an einem ganzen Laden nur für Postkarten vorbeigekommen.

Selig habe ich die Etagen inspiziert – und ganze Boxen mit Postkartenkollektionen gefunden. Darunter eine Box mit atemberaubenden Weltraumaufnahmen der NASA, z.B. eine rote Wolkenformation über dem Mars in Form einer leuchtenden Rose. Oder eine Kollektion hinreißend illustrierter literarischer Zitate.

Ich liebe es, zu allen möglichen und unmöglichen Anlässen Menschen Postkarten zu schicken. In der untersten Schreibtischschublade bewahre ich meine Schätze.

Will ich jemandem schreiben, blättere ich durch die Karten, bis sich in meinem Kopf Anlass, Karte und der Mensch, dem ich schreiben will, zu einer Idee verbinden. Mit der Idee zu spielen bis eine kleine Karte auf die Reise gehen kann, ist mir eine echte Freude. 

Gerade schreibe ich einem Freund unregelmäßig, aber beständig. Er steht vor einer schmerzlichen Lebensaufgabe. Die Kartengrüße freuen ihn. Und mich freut es, ihn bei meinen Postkartenbeutezügen im Sinn zu haben.

Jeder Monat bringt dem Freund seine eigene Herausforderung. Der Mai auch: Alles grünt und blüht, kündet von Hoffnung, Aufbruch und Romantik. Da schmerzt die eigene Einsamkeit besonders.

Jetzt irgendwelche lauten Glückssprüche zu schicken, verbietet sich natürlich von selbst. Aber so eine hauchzarte Ahnung vom Glück, das wiederkommen kann, das wäre ja schon schön.

Beim Blättern in der kleinen, zarten Postkartenbox zum Frühling von Ann Kathrin Blohmer und Stephanie Brall, macht mein Herz einen kleinen Sprung.

Und wenn alles gut gegangen ist, sind die von Ann Kathrin Blohmer fein gezeichneten Maiglöckchen rechtzeitig zum ersten Maifeiertag im Postkasten des Freundes gelandet.

Und das inmitten der Maiglöckchen, mit „ö“, in zarten Lettern geschwungene "Maiglückchen“, mit „ü“ auch.