Das geht!

Ein entspannter Kindergeburtstag?

Samstagvormittag an der Kasse. Ich schwanke kurz. Und bin wohl weiß geworden. Denn die freundliche Kassiererin wird plötzlich sehr resolut. "Also, Sie setzen sich jetzt mal da hin." Mir ist wirklich schummerig, halb gehorche ich gern. Halb äußerst ungern: "Ich kränkel ein bisschen. Und wir haben Kindergeburtstag heute." "Oje" sagt die Kassiererin mitleidig.

Stockbrot / © Heckp
Stockbrot / © Heckp

Während ich da sitze, denke ich über dieses  mitfühlende "Oje" nach. Übersetzt heißt es ja: "Oje, Sie Arme. Ein Kindergeburtstag. Was für eine Anstrengung."  Ja, acht 6.Klässler müssen verpflegt und unterhalten werden. Aber es ist doch nur ein Kindergeburtstag. Und kein Staatsbesuch. Irgendetwas stimmt hier nicht. Und ich weiß nicht was.

Als ich zu Hause den Geburtstagskuchen backe, ziehen  die ca. 30 Kindergeburtstagsfeiern der letzten 17 Jahre vor meinem inneren Auge vorbei. Tatütata, die Feuerwehr ist da, haben wir  auf dem Weg zur freiwilligen Feuerwehr gesungen. Die Zwerge durften den Schlauch halten, einen Helm aufsetzen und im Führerhaus das Blaulicht einschalten. Wir haben  Meisenfutter für den Winter in kleine Blumentöpfe gefüllt, als die Kinder klein waren. Und Kino gespielt, als sie größer wurden. Alles wunderschön. Eigentlich. Uneigentlich habe ich vor allem Druck in Erinnerung. Warum nur?

Meine Gedanken ziehen noch weiter zurück. Seit ich 16 war, habe ich eine Kindergruppe geleitet und Ferienlager organisiert. Mit 30 Kindern. Ins Gebirge  und ans Meer. Ganz ohne Nostalgie: Das hat mir  so viel Spaß gemacht! Wie kann mich nur  ein simpler Kindergeburtstag  so unter Druck setzten?

Als ich den Hefeteig fürs Stockbrot am Feuer heftiger als nötig knete, weiß ich die Antwort plötzlich: weil wir unsere Kinder so lieben.  Und  ein gelungener Kindergeburtstag das ganze Kinderglück auf Erden bedeuten kann. Ein  misslungener dafür aber auch einen Weltuntergang. Glückliche Kinder – welche Eltern wollen das nicht? ich will das!

Entspannter hole ich die Brownies fürs Picknick aus dem Ofen. Wie Schuppen ist es mir von der Seele gefallen: Ein Kindergeburtstag ist wichtig. Ja. Aber für einen Weltuntergang braucht es doch ein bisschen mehr. Wird schon werden.

Wird es auch: die Kinder bolzen Fussball auf dem Rasen neben dem Sportplatz. Toben durch den Wald mit den  Trimmgeräten. Und tragen respektvoll,  staunend und aufmerksam jeder seine Pechfackel den langen Weg bis zu unserem Garten, wo Feuer, Kinderpunsch und die Eltern schon auf sie warten.

Und ich? Ich habe endlich mal einen ganzen Kindergeburtstag genossen!