Wenn das Leben federleicht ist

Bilderbuchsonntagnachmittag

Es ist ein Bilderbuchsonntagnachmittag. Der Frühling lächelt vom blauen Himmel. Seit dem Frühstück hatten alle genug zu tun. Aber allmählich trudeln wir in der Sonne ein, sammeln uns auf der Terrasse.

Blaue Stunde in Köln / © commons.wikimedia.org
Blaue Stunde in Köln / © commons.wikimedia.org

Der Kleine sitzt am Tisch und sortiert Heftmappen für die Schule. Eigentlich will er Fußball spielen. Davor haben die gestrengen Familiengesetze aber das finale Wochenendzimmeraufräumen gesetzt. Wie immer, dauert das seine Weile. Und weil ich, Rabenmutter, darauf bestehe, dass die Arbeitsblätter über das alte Griechenland doch tatsächlich in die Heftmappe sollen, ich sie stattdessen erst aber unter dem Bett und anschließend noch zerknautschter aus seinem Ranzen ziehe, ( hier dachte er, seien sie sicher versteckt. Irrtum mein Sohn), order ich ihn samt aller Materialien in die Sonne.

Wo er nicht mehr anders kann, als die Blätter lochen, die Eselsohren aufklappen und in der richtigen Reihenfolge abheften. Selbst das Titelblatt wird wieder mit dem Titel nach vorne geheftet. Geht doch.
Die Große klappt ihrerseits die Mathehefte zu, genug für die nächsten Klausuren gelernt. Die Ganzgroße räumt die Gartengeräte weg, sie braucht Taschengeld und dem Unkraut ist es gleich, wann es aus dem Beet kommt.

Wie eine prickelnde Erfrischung breitet sich das erleichterte Aufatmen nach getaner Arbeit unter uns aus. Ich musste einen anspruchsvollen Text schreiben und genieße schon mal vorab die Erleichterung, mit der ich ihn am nächsten Morgen fristgerecht verschicken werde.
Der Kleine trägt das Fußballtor bis auf eineinhalb Meter vor den Tisch. Dann kann die Große sitzen bleiben und doch auf das Tor werfen. Die Ganzgroße redet in ihr Handy und ärgert sich, wenn das Handy mit ihr zurück redet. Ihre Freunde sind schon ohne sie los. Jetzt schaut sie einfach in den Himmel.

Und als das Auto rollt auf die Auffahrt rollt, hat es meinen großen Patensohn, meinen Mann und jede Menge Hunger im Gepäck. Durchs Küchenfenster habe ich beim Kartoffelschälen den Garten im Blick: Die Mädels beugen ihre Köpfe über einen Katalog, suchen Klamotten, von denen sie finden, dass ich sie tragen soll. Das Fußballtor ist jetzt in Betrieb, der Kleine lacht laut, weil endlich jemand mit ihm richtig spielt.

Für einen Moment ist alles gut und das Leben federleicht. Wie wunderbar.