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Back to school... und ich bin fleißig

Eigentlich ist das Thema Schule für mich durch. Meine eigene Schulzeit ist zu Ende. Die meiner Kinder auch. Uneigentlich aber gehe ich jetzt wieder zur Schule.

Afrika auf einem Globus / © wael alreweie (shutterstock)
Afrika auf einem Globus / © wael alreweie ( shutterstock )

Zusammen mit einem erfahrenen Lehrer werde ich ein Jahr lang einen Projektkurs in der Oberstufe gestalten.

Thema in unserem Projektkurs ist der interkulturelle Austausch mit einer Berufsschule in Ghana. Weil so viele in den Kurs wollten, mussten die Schüler und Schülerinnen sich in einem Casting um die zehn vorhandenen Plätze bewerben.

Viel Aufwand, viel Vorfreude. Und ein ganzes Schuljahr lang Zeit, mit jungen Menschen etwas gegen die vielen Schachteln in unseren Köpfen zu tun, in die wir so gerne Menschen und Meinungen packen.

Wir haben viel vor. Zu Beginn wollen wir erst mal den unbekannten afrikanischen Kontinent, aus der großen Blackbox in unseren Köpfen holen.

Schließlich besteht Afrika aus über 50 Ländern. Die vielfältiger kaum sein könnten: Riesige Flächenstaaten, winzige Inselstaaten, Demokratien, Republiken oder auch ein Königreich. Sprachen, Religionen, Klimazonen, Wirtschaftskraft – nichts an diesem Kontinent lässt sich über einen Kamm scheren.

Die ersten Hausaufgaben fallen mir zur. Ländersteckbriefe, am besten für jedes afrikanische Land einen, denke ich und schicke dem erfahrenen Lehrer für Gesellschaftskunde diesen Vorschlag.

"Viel zu viel, drei maximal", kommt postwendend zurück. Zugegeben, ich wundere, mich ein bisschen, aber, okay, drei Länder pro Person. Es sollen ja schließlich aussagekräftige, variantenreiche Steckbriefe werden.  

Die erste Stunde läuft gut. Lauter aufmerksame Gesichter lugen unter ihren Masken hervor, hören interessiert zu und notieren sich bereitwillig am Ende die Hausaufgaben.

Aber, als ich mir am darauffolgenden Wochenende Gedanken über die zweite Stunde mache, überfällt mich siedend heiß ein Schreck: wie weiß ich eigentlich, ob die Ländersteckbriefe stimmen?

Schließlich weiß ich weder, wie die Hauptstädte von Äquatorialguinea bis Zentralafrika oder den 28 Ländern dazwischen heißen. Und ich weiß auch nicht, wo genau den Menschen der Hunger oder der Klimawandel oder beides zusetzt.

Mir schwant Fürchterliches. Um die Hausaufgaben kontrollieren zu können, müsste ich da nicht eigentlich alle dreißig Steckbriefe selber machen?

"So ist es", kommt postwendend die freundlich-lakonische Antwort meines Lehrersupervisors.

Ich steh dann mal ein paar Tage früher auf, schreibe die ein oder andere Stunde Steckbriefe und lerne sehr, sehr viel Neues über Afrika.

Und darüber, wie man Hausaufgaben besser nicht vergibt, auch.


Quelle:
DR