Anruf mit Überraschung

Kleine Inselwelt

Bald sind Ferien. Bald fahren wir, wie so viele Jahre schon, nach Irland auf die kleine Insel. Heute will ich die Tickets für die Fähre buchen.

Inselsommer3 / © Krumpen
Inselsommer3 / © Krumpen

Wie jedes Jahr wähle ich dafür die Nummer eines auf Irlandreisen spezialisiertem Reisebüro im Ruhrgebiet. Eine Stimme, die ich noch nicht kenne, meldet sich.

"Ich möchte gerne Fähren nach Irland buchen". Die freundliche Stimme sucht meine Daten im System, ruft erstaunt aus: "Ach, Sie kommen Vorst, das kenne ich auch, ich liebe das Kulturcafé dort, das Papperlappapp".

Jetzt bin ich diejenige, die staunt: "Das ist ja komisch. Ich habe über die kleine Insel, für die ich die Tickets brauche, die ich ja gerade buchen will, ein Buch geschrieben. Und im September lese ich just im Papperlappap daraus.

Jetzt lacht mein Telefongegenüber laut. Ich schweige verwundert-erwartungsvoll in den Hörer. Und schon bekomme ich die Erläuterung: "Wissen Sie ich reise viel und fotografiere dabei auch. Im August stelle ich im Papperlappap meine Fotos aus."

Klein ist die Welt. Inselweltklein.

Mir kommt es gerade so vor, als wäre die ganze Welt so groß, oder so klein, wie unsere irische Urlaubsinsel. Auf die wir seit über 20 Jahren fahren. Insgesamt haben wir mehr als ein Jahr dort gelebt.

Zuerst waren wir zu zweit, mein Mann und ich. Dann kamen wir mit einem Baby wieder. Ausgerechnet in dem Jahr, in dem wir kein warmes Wasser hatten, so badeten wir das Baby im Spülbecken. Am Ende tauchten vier starke, junge Teenager in die Wellenberge vor der Insel.

Ob mit den kleinen oder den großen Kindern, ob zu zweit oder mit einem Haufen Besuch auf der Insel: was das Inselleben für alle so unverwechsel- wie kostbar macht: es ist elementar. Wasser, Feuer, Erde, Himmel: auf der Insel sind wir den Elementen so nah, wie nie: ohne Strom, ohne Trinkwasser. Sonne, Mond und Sterne sind viel näher. Kälte und Wärme sind existentieller.

Und wir sind dem Leben näher. So viel näher. Die Insel macht uns so viel lebendiger. Nein, auf das Inselleben wollen wir nicht mehr verzichten.

Ich freue mich: bald geht es los. Und dann scheint mir die Welt nicht klein. Dann ist sie klein. Inselweltklein. Und doch groß wie ein ganzes Universum.