Wort des Bischofs

Zusammen bleiben!

Die Kirche ist in Bewegung: Diözesanpastoralrat, Zukunftskongress Synodaler Weg und Weltbischofssynode. Was sagt der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki dazu?

 (DR)

Wie wird und wie soll die Kirche der Zukunft aussehen? Gemeinsam ringen wir als katholische Christen hier im Erzbistum darum. Gestern und vorgestern im Diözesanpastoralrat, seit gestern in einem Zukunftskongress verschiedener Gruppen und Verbände. Deutschlandweit auf dem Synodalen Weg. Und international auf der kommenden Weltbischofssynode. All das ist mühsam, vielen viel zu langsam, entnervend. Aber, ich finde, es ist notwendig, und es ist gut. Warum? Es zeigt, dass es allen Beteiligten nicht egal ist, wie wir als katholische Christen heute leben und unseren Glauben gestalten wollen und sollen. Was mir und wohl auch jedem und jeder Beteiligten an diesem Ringen das Ertragen so schwer macht, das ist die Härte der Diskussion.

Ja, ich weiß, um das Reich Gottes muss gestritten werden, aber dabei bleiben wir doch Schwestern und Brüder. Wir bleiben doch Glieder an einem Leib, der Christus heißt. Wenn ich eine große Erfahrung aus meinen vielen Besuchen in den Flutgebieten und aus den vielen Gesprächen dort mitgebracht habe, dann ist es der unglaubliche Wert von Gemeinschaft. In der Not hat jeder jedem geholfen. Ich hatte ja schon einmal von den Nachbarn erzählt, die sich zuvor nur noch per Gericht unterhalten haben. Jetzt, im Angesicht der Not, da haben sie sich gegenseitig geholfen. Sie sind nur ein Beispiel unter Tausenden mehr.

Das war für mich dort eine Erfahrung von Gnade. Zusammenbleiben können, Menschen bleiben, in den Anderen das Ebenbild Gottes sehen. Helfen. Und wenn wir noch so genervt sind. Die Ansichten anderer ernst nehmen oder wenigstens ertragen, besser mittragen. Das ist christliche Arbeit, die ich auch mir immer wieder im Gebet sagen lassen muss. Dabeizubleiben, auch wenn ich anderer Überzeugung bin. Es ist nicht leicht, inmitten der wachsenden gesellschaftlichen „Kultur“ der Empörung, der hate-Speech-Kampagnen und der zunehmenden Polarisierung durch das zerstörerische „Entweder – Oder“.

Aber wir haben als Christen den Auftrag und die Verheißung der Einheit. Und auch, wenn wir in der Sache unterschiedlicher Meinung bleiben und manchmal glauben, beharren zu müssen, so bleiben wir doch zusammen, verbunden durch den einen Herrn. Das ist mir sehr wichtig. Ich möchte das Meinige dazu beitragen.

Ihr 
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln