Wort des Bischofs zur neuen Kuppelshow auf SAT1

Hochzeit auf den ersten Blick?

Die Kuppelshow "Hochzeit auf den ersten Blick" auf Sat.1, in der Menschen verheiratet werden, ohne sich zu kennen, erreicht gute Einschaltquoten. Für den Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ist ein solches TV-Format geschmacklos.

 (DR)

Liebe auf den ersten Blick? Ich glaube schon, dass es so etwas gibt. Auch, wenn ich mich nicht unbedingt auf meine eigene Erfahrung berufen kann: Liebe auf den ersten, zweiten oder vielleicht auch erst den dritten Blick ist möglich.

Aber eine Heirat auf den ersten Blick? Das finde ich unmöglich!

Diese neue Kuppel-Show im Privat-Fernsehen, bei der wildfremde Menschen vor der Kamera spontan und standesamtlich heiraten, pervertiert die Ehe – ja pervertiert die Liebe.

Schlimm genug, dass es auf unserem Planeten noch Regionen gibt, in denen die „Zwangsheirat“ toleriert wird. Aber nur um der Quote und der Sensation Willen zwei wildfremde Leute heiraten zu lassen, das finde ich abstoßend.

Natürlich, die Frischgetrauten können sich ja sofort wieder scheiden lassen, aber: Was sagt so eine Fernsehshow über unsere Gesellschaft und unsere Werte aus?

Mir ist die Ehe heilig. Für andere Menschen ist sie vielleicht nur ein „Weltlich Ding“ – und es gibt ja auch Promis, die gleich mehrmals heiraten.

Aber aus reinen Kommerzgründen Leute vor die Kamera zu zerren und die Frischverheirateten als neues Liebes-Traumpaar vorzuführen, das finde ich geschmacklos. Mag sein, dass es diese Show auf den Tabubruch anlegt und ich durch meine Kritik nur die Einschaltquote erhöhe: Aber ich sage an dieser Stelle trotzdem und ganz bewusst NEIN.

Jeder soll einschalten und zuschauen wo er will. Ich schaue mir diese neue „Kuppelshow“ garantiert nicht an. Aber ich will auch nicht wegschauen, wenn in unseren Medien und in unserer Gesellschaft Dinge in den Schmutz gezogen werden, die anderen heilig sind.

Ich freue mich schon heute auf das nächste Brautpaar, das sich auf den ersten, zweiten oder dritten Blick ganz in Ruhe vor der Ehe kennengelernt – ja auch lieben gelernt hat. Gemeinsam werden wir dann bei der Eheschließung um den Segen Gottes, also um Gottes Kraft und das Gelingen der Ehe bitten. Kuppelshows, in denen wildfremde Menschen angeblich für immer Ja zueinander sagen, haben meinen Segen garantiert nicht.

Ihr Rainer Woelki

Erzbischof von Köln