Wort des Bischofs am Fest der Heiligen Familie

Ach du Heilige Familie!

Es gibt Bereiche in unseren Städten, da leben inzwischen mehr Personen in einem Single-Haushalt als in einem gemeinsamen Familienhauhalt. Hinzu kommen Patchworkfamilien und Großeltern, die kilometerweit weg wohnen oder alleine irgendwo im Pflegheim liegen. Da wirkt das Fest der "Heiligen Familie", das die Kirche heute feiert, doch reichlich weit weg ...

 (DR)

Vater, Mutter, Kind, Oma, Opa – vielleicht auch noch ein Hund – und fertig ist das Bild einer perfekt funktionierenden Familie. Zumindest in unseren Köpfen. Die Realität, die sieht heute bekanntlich meist ja ganz anders aus. Es gibt Bereiche in unseren Städten, da leben inzwischen mehr Personen in einem Single-Haushalt als in einem gemeinsamen Familienhaushalt. Hinzu kommen Patchworkfamilien – Kinder, die von getrenntlebenden Eltern jede Woche kreuz und quer durchs Land gefahren werden, weil Vater und Mutter ihre Kinder nicht mehr gemeinsam erziehen können. Großeltern, die kilometerweit weg wohnen oder alleine irgendwo im Pflegheim liegen. Da wirkt das Fest der „Heiligen Familie“, das die Kirche heute feiert, doch reichlich weit weg. Josef und Maria, gemeinsam mit dem Jesuskind – auf vielen Heiligenbildchen wurde uns die schöne Welt der Heiligen Familie so nähergebracht. In der Bibel selber finden sich leider sehr wenig konkrete Hinweise.

Und doch kann das Fest der Heiligen Familie uns heute helfen, selbst wenn unsere Familien oft reichlich unheilig daherkommen. Denn wir werden so daran erinnert, wie wichtig familiäre Bande für unser Leben sind. Ob Kleinkinder liebevoll großgezogen werden oder Opa im Altenheim regelmäßig besucht wird – wo immer man in Familien gegenseitig Verantwortung füreinander nimmt – wo man einfach füreinander da ist, da stärkt sich nicht nur das familiäre Band: Liebevolle Zuwendung in der Familie zeigt uns – Liebe ist möglich – trotz all unserer menschlichen Unzulänglichkeiten. Es kommt noch besser: Wenn wir als Christen in jedem Menschen unsere Schwester, unseren Bruder erkennen und ihre Nöte und Sorgen auch zu unseren eigenen Nöten und Sorgen machen, dann sind wir auf dem besten Weg zu jenem neuen Himmel und zu jener neuen Erde, die uns verheißen sind. Gerade jetzt, wo überall gute Vorsätze für das neue Jahr gemacht werden, wäre das doch mal ein lohnendes Ziel.

Also Ihnen allen zunächst einmal ein gesegnetes neues Jahr und heute einen schönen Familiensonntag!

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln