Wort des Bischofs

Tod oder Leben?

"Wir sollten uns mehr an Jesus Christus orientieren". Diesen Rat gibt Kardinal Woelki in seinem Bischofswort zu Palmsonntag mit auf den Weg durch die Karwoche. Sein Tipp: mehr glauben, lieben und hoffen – dann könne man auch mit Jesus in Ewigkeit leben.

 (DR)

Heute am Palmsonntag steht hier in der Maxkirche in Düsseldorf, wie in allen Kirchen der Welt, das Leiden und der Tod Jesu am Kreuz im Mittelpunkt. Viele von uns kennen die Leidensgeschichte Jesu seit ihrer Kindheit. Jesus wird vom eigenen Volk nicht verstanden, er wird verurteilt, verraten und am Ende ans Kreuz geschlagen. Was mich schon als Jugendlicher an dieser Leidensgeschichte faszinierte, ist der schnelle Wechsel: Gerade noch jubeln die Menschen, die seine Botschaft gehört und viele seiner Wunder erlebt haben, Jesu zu. Doch aus dem Jubelruf "Hosianna, dem Sohne David" wird schon Stunden später das erbarmungslose "Ans Kreuz mit ihm!". 

Ja, wir Menschen sind oft so. Wir sind in unseren Gefühlen und eigentlich in unserem ganzen Leben immer wieder hin- und hergerissen. Wir wollen zum Beispiel die wahre Liebe, Hingabe, Freude, Treue und das alles am liebsten bis in alle Ewigkeit. Aber oft schon nach den ersten großen Schwierigkeiten geben wir auf. Wollen von unserer Hoffnung und Liebe nichts mehr wissen. Wie schnell verlieren wir den Glauben an die gute Sache, ja an uns selbst!?!

Bei Jesus, dem Millionen Christen heute überall auf der Welt Hosianna zujubeln, ist es anders. Er bleibt auf dem Weg. Er zieht nach Jerusalem ein, obwohl er weiß, dass ihn am Ende hier nur der Tod erwartet. Wie wäre es, wenn wir uns mehr an Jesus Christus orientieren? Also – mehr glauben! Mehr lieben! Mehr hoffen! Einfach viel mehr leben wie Jesus - denn auch wir wissen doch, dass am Ende der Tod auf uns wartet. Wenn wir aber mit Jesus mehr glauben, lieben und hoffen – dann werden wir auch mit ihm in Ewigkeit leben!

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln


Quelle:
DR