Wort des Bischofs

Tote begraben

Kein Schrecken vor dem Tod? – Für viele Menschen ist das besonders in der dunklen Jahreszeit schwer vorstellbar. Kardinal Woelki verrät in seinem Wort des Bischofs, wie für uns Menschen dennoch schon jetzt der Himmel auf Erden beginnen kann.

 (DR)

"Lass die Toten ihre Toten begraben" – diese Worte Jesu sind sehr klar. Es ist der Aufruf zu einer radikalen Umkehr: Weg vom Tod, hin zum Leben. Wer Gott vor Augen hat, dem verspricht Jesus das Leben in Fülle. Ein Leben, in dem der Tod seinen Schrecken verloren hat, weil am Ende für jeden von uns das ewige Leben wartet. In dieser Hoffnung leben die Christen von Anfang an. In dieser urchristlichen Hoffnung sind die ersten Jünger Jesus gefolgt – und auch wir können uns heute auf diesen Weg machen.

Wer aber ohne Einschränkung Ja zu Gott und Ja zum Leben sagt, der kann in dieser Hoffnung auch die Toten begraben. Es ist ein Werk der Barmherzigkeit, unseren lieben Verstorbenen die letzte Ehre zu geben und sie anständig, das heißt, ihrer Würde entsprechend zu beerdigen. Wenn wir Christen am Grab Abschied nehmen, dann tun wir das in der Gewissheit, dass es am Ende unserer Tage ein Wiedersehen bei Gott gibt. Das ist keine billige Jenseitsvertröstung – sondern unser starker, unerschütterlicher Glaube. Ein Glaube, der uns Kraft und Freude schenkt. Wir wissen, dass der Tod nur der Hinübergang ist von diesem irdischen Leben zu einem Leben bei Gott. Wenn wir uns so hoffnungsvoll von unseren Toten verabschieden, dann beginnt für uns und unsere Toten schon der Himmel auf Erden.

Ihr

Rainer Woelki
Erzbischof von Köln


Quelle:
DR