Wort des Bischofs

Eine Art der Liebe

In Köln ist die Art Cologne zu Ende gegangen. An vier Tagen präsentierte die wichtigste deutsche Kunstmesse Werke von mehr als 200 Galeristen. Anlass genug für Kardinal Woelki, sein heutiges Wort des Bischofs der Bedeutung der Kunst zu widmen.

 (DR)

In diesen Tagen ist es wieder so weit: Tausende von Kunstliebhabern und Kunstfreunden pilgern hierhin zu uns nach Köln, um in den Messehallen unserer Stadt die Art Cologne zu besuchen. Gemälde, Skulpturen, Drucke, Fotos und Videos, Installationen und Performances - sie locken Menschen aus aller Welt zur weltweit ältesten noch bestehenden Messe für die Künste des 20. und 21. Jahrhunderts. Menschen sind wie Entdecker. Wie Entdecker auf der Suche nach alten und nach neuen Kunstwerken. Hier in Kolumba zum Beispiel in unserem diözesanen Kunstmuseum, mitten im Herzen von Köln, ist auch so ein Ort, wo Menschen die Kunst nachspüren. Wo Menschen die Kunst aufnehmen können in ihr Leben und sich dabei selbst ganz neu erleben können.  Die aktuelle Jahresausstellung „playing by heart“ - also „auswendig spielen“ bezieht sich auf die Glückserfahrung, die ein Mensch machen kann, wenn er sich einem Kunstwerk öffnet.

Daher lieben wir Menschen die Künstler und ihre Kunst, weil sie uns das Leben und die Wahrheit, die Liebe immer wieder neu vor Augen führen. Kunst und Kultur sollten uns also lieb sein - sie muss nicht zwangsläufig teuer sein. Aber Kunst und Kultur sind für uns Menschen auf jeden Fall unverzichtbar. Kunstwerke sind uns so wertvoll, weil sie uns helfen, Freude und Hoffnung, Trauer und Angst - ja unser ganzes Leben auf dieser Welt besser zu verstehen und einzuordnen. Wer Kultur und Kunst richtig erlebt, der vermag selber neu aufzuleben. Der vermag neu zu atmen, aufzuatmen, der ist offen für das Leben, für die Fragen des Lebens, für die Frage nach Sinn und nach Glück, nach Schöpfung, im Letzten auch für die Frage nach der Liebe, die alles verbindet. Künstler sind vielfach echte Lebenskünstler - ihre Kunstwerke lassen uns richtig leben, aufleben. Sie zeigen uns etwas von der Fülle des Lebens. Für mich selber sind richtig wertvolle Kunstwerke immer auch ein Zeichen für die Schönheit, für die Wahrheit, für die Liebe Gottes. Klar, ich weiß auch, dass es gerade in der Kunstszene einige gibt, die mit Gott nicht allzu viel anzufangen wissen. Aber ist es nicht verrückt, wenn selbst in den Kunstwerken nichtreligiöser oder atheistischer Künstler Menschen etwas von dieser Wahrheit und Schönheit und auch Liebe Gottes für sich entdecken?

Wie auch immer, die Art Cologne ist für mich auf jeden Fall auch eine Art, etwas von der Schönheit und der Wahrheit und der Liebe Gottes zu entdecken. Und Gott sei Dank, das nicht nur hier bei uns in Köln.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln