Wort des Bischofs

Himmlische Heimat

Man weiß nicht, was man an der Heimat hat, bis man in die Ferne kommt, sagt ein altes Sprichwort. Heimweh kann ganz schön schmerzlich sein. Doch was ist eigentlich Heimat? In seinem Bischofswort geht Kardinal Woelki dieser Frage auf den Grund.

 (DR)

Heimweh kann ganz schön schmerzlich sein. Oft merken wir Menschen das erst, wenn wir unsere Heimat verloren haben. Ich denke jetzt gar nicht nur an die vielen Menschen, die in diesen Tagen durch Krieg, Terror und Gewalt aus ihrer Heimat vertrieben werden. Heimatgefühle sind sehr unterschiedlich, und viele von uns fühlen sich selbst dann heimatlos, wenn sie daheim und zuhause sind.

Was ist eigentlich überhaupt mit Heimat gemeint? Der Ort, wo wir geboren wurden? Wo wir leben und unsere Freunde sind? Klar, Heimat ist irgendwie immer auch eine Herzenssache. Aber schlägt unser Herz nur schneller, wenn wir Mitglied in einem "Heimatverein" sind? Wenn unser Verein sich über den "Heimvorteil" freut? Ich glaube, was wir Menschen mit wahrer Heimatliebe verbinden, lässt sich nicht in einem Heimatmuseum finden. Denn Heimat ist immer mehr – es ist so wie die Suche nach uns selbst, die uns ein Leben lang begleitet.

Abraham war biblisch gesehen der erste heimatlose Flüchtling. Nur im Vertrauen auf Gott verließ er seine Heimat und brach auf in ein neues Land, das Gott ihm versprochen hatte. Wie unser Urvater Abraham müssen auch wir immer wieder neu aufbrechen. Aufbrechen zu neuen Ufern, aufbrechen zu einem neuen Leben. Vielleicht hilft uns gerade jetzt die Fastenzeit, dass wir uns aufmachen, um Gott und seine Liebe ganz neu für uns zu entdecken. Denn hier auf Erden werden wir nie eine dauernde Heimat finden. Menschen wissen das seit Urzeiten und brechen daher wie Abraham auf, um eine Heimat in der Ewigkeit zu finden. Wir Christen freuen uns auf diese ewige himmlische Heimat bei Gott. Denn wir wissen: "Wir sind nur Gast auf Erden, und wandern ohne Ruh, mit mancherlei Beschwerden, der ewigen Heimat zu". Oft singen wir das als trauriges Beerdigungslied. Aber eigentlich ist es ein Lied der Hoffnung – und ich bin mir ganz sicher: Wir alle werden am Ende bei Gott unsere wahre Heimat finden.

Ihr Rainer Woelki

Erzbischof von Köln