Wort des Bischofs

Verfolgt, verraten und verkauft

Derzeit herrscht die größte Christenverfolgung aller Zeiten. Hilfeswerke schätzen, dass rund 100 Millionen Menschen in über 50 Ländern verfolgt werden, weil sie sich zu Jesus Christus bekennen. Kardinal Woelki ruft in seinem Wort des Bischofs zum Gebet und zur Tat auf.

 (DR)

Noch gibt es sie, die Christen im Irak. Die Christen leben dort, wo einst der Garten Eden gewesen sein soll, nach ihrer 2000 Jahre alten Tradition. Aber die Zustände sind spätestens seit dem Krieg der IS alles andere als paradiesisch. Wer von den fanatischen, selbsternannten Gotteskriegern der IS bedroht wird und nicht zum Islam übertritt, dem bleibt nur die Flucht. Gerade erst Anfang August wurde mir von einer Stadt in Zentralsyrien berichtet, wo über 250 Menschen vom IS brutal entführt wurden.

Überall auf der Welt werden Christen verfolgt, verschleppt, verraten und verkauft. Viele bezahlen ihren Glauben an Christus gar mit ihrem Leben. Das war schon zu Zeiten der ersten Märtyrer so, aber es erschüttert mich immer wieder neu, dass selbst heute noch Christen skrupellos und rücksichtslos verfolgt werden. Es gibt aktuelle Schätzungen, dass mit gut 100 Millionen betroffen Christen, die am stärksten verfolgte Glaubensgruppe sind.

Diese Zahlen dürfen uns, die wir ohne Angst in unseren Glauben leben können, nicht ruhig schlafen lassen. Gerade erst wieder hat der Papst zum Gebet für all die modernen Märtyrer aufgerufen. In Frankreich haben landesweit die Kirchenglocken geläutet und wir haben in dieser Woche im Dom ebenfalls besonders für die verfolgten Christen gebetet. Ein Gebet hilft immer, es braucht aber auch die Tat. Dankbar bin ich daher für jeden Einzelnen, der sich im Rahmen seiner Möglichkeiten für diese Christen  einsetzt. Unsere Schwestern und Brüder im Glauben dürfen wir in diesen schweren Zeiten nicht alleine lassen. Wer ihnen hilft – wer sich um ihre Anliegen kümmert – wer sich mit ihnen solidarisiert –  oder wer sie aufnimmt, der nimmt Gott selber auf!

Ihr

Rainer Woelki
Erzbischof von Köln