Wort des Bischofs

Ganz zu schweigen von Schwiegermüttern...

Vor Beginn der Familiensynode unterstreicht Kardinal Woelki in seinem Bischofswort den Wert der klassischen Familie. Gleichzeitig sei es aber auch wichtig, dass über neue pastorale Wege beraten werde - wenn die Ehe nicht gelingt.

Rainer Maria Kardinal Woelki (DR)
Rainer Maria Kardinal Woelki / ( DR )

Haben Sie das mitbekommen? Letzte Woche hat der Papst vor fliegenden Tellern beim Familienkrach und vor Schwiegermüttern im Besonderen gewarnt. Natürlich nur im Scherz. Aber da trifft es sich doch gut, wenn jetzt in Rom die Bischofssynode beginnt. Drei Wochen lang werden sich Bischöfe und hinzugerufene Experten beraten und diskutieren. Es geht um die Familie und ihre Aufgabe in der Kirche und in der heutigen Welt. Die Bischöfe, die aus aller Welt zusammen kommen, bringen sehr unterschiedliche Erfahrungen und Erwartungen mit in den Vatikan. Denn auch wir Bischöfe kommen alle aus ganz unterschiedlichen Familien, die uns jeweils ganz anders geprägt haben. Hinzu kommt außerdem noch, dass sich das Familienbild in den letzten Jahren rasant verändert hat. Die Vorstellung einer Familie mit Vater, Mutter, zwei Kindern und wohlmöglich noch einigen Großelternteilen ist längst nicht mehr die Regel. Hier in Köln z.B. leben, wie in vielen anderen westlichen Metropolen, fast die Hälfte der Menschen in Single-Haushalten – da bin ich als alleinlebender Bischof längst keine Ausnahme mehr.

Was sich nach wie vor die meisten Menschen vom Leben wünschen, ist aber in der Regel eben nicht das Alleinsein. Überall auf der Welt möchten die Menschen in überwältigender Mehrheit in einer Familie mit Kindern leben. Mit einem liebevollen Ehepartner an der Seite – nach Möglichkeit ein ganzes Leben lang. Wir als Kirche unterstützen das. Überall dort, wo Treue in der Ehe, wo Liebe in der Familie von Eltern und Kindern geteilt wird, da erinnert uns Christen das an die Liebe Gottes zu uns Menschen. Ja, daher sind uns Ehe und Familie so wichtig.

Gleichzeitig weiß aber nicht nur der Papst, dass Ehe und Familie leider nicht immer gelingen, weil wir Menschen oft an den konkreten alltäglichen Herausforderungen scheitern. Daher ist es gut, dass die Bischöfe aus aller Welt jetzt beraten, wie hier neue pastorale Wege der Versöhnung gefunden werden können. Und wenn so viele Bischöfe zusammen kommen und Christen aus aller Welt diese im Gebet begleiten, dann dürfen wir frohen Mutes der Familiensynode in Rom entgegensehen. Die Bischöfe werden dem Papst am Ende schon die erbetene Entscheidungsgrundlage liefern. Ich bin sehr zuversichtlich, dass der Papst danach dann die richtigen Entscheidungen treffen wird.

Ihr

Rainer Woelki Erzbischof von Köln


Rainer Maria Kardinal Woelki (DR)
Rainer Maria Kardinal Woelki / ( DR )