Wort des Bischofs

Bonifatius macht uns Beine!

In diesen Tagen weilte Kardinal Woelki in Fulda. Von dort kommt auch sein heutiges Bischofswort. Es handelt vom Apostel der Deutschen und das Treffen der 65 Bischöfe auf der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz.

Kardinal Woelki in Fulda (DR)
Kardinal Woelki in Fulda / ( DR )

Hier hinter mir, das ist der Fuldaer Dom. In ihm findet sich die Grabstätte des Heiligen Bonifatius. Bonifatius gilt heute als der Apostel der Deutschen – und daher treffen sich hier in Fulda jedes Jahr auch alle deutschen Bischöfe. Seit fast 150 Jahren gibt es diese Tradition der bischöflichen Treffen schon. Wie viele Bischöfe sind in all den vielen Jahren hier schon nach Fulda gepilgert? Wie oft wurden große Gottesdienste gefeiert, wie oft wurde hier gebetet und wie oft auch diskutiert – oder manchmal gar heftig um den richtigen Weg der Kirche gestritten?

In diesem Jahr mussten wir 65 Bischöfe aus allen Teilen Deutschlands keine großen Streitthemen behandeln. Alle sind wir einig darin, dass z.B. aktuell die Flüchtlingsfrage gerade uns Christen nicht ruhen lassen darf. Gemeinsam wollen wir uns für die Notleidenden stark machen und als Kirche unseren Beitrag leisten, damit die Vertrieben aus den Krisenregionen dieser Welt bei uns schnell eine neue Heimat finden.

Wir haben auch viele andere Themen besprochen – man kann ruhig sagen „abgearbeitet“. Solche langen Sitzungen sind oft alles andere als ein himmlisches Vergnügen. Manchmal frage ich mich dann, ob der Heilige Bonifatius, der hier hinter uns im Dom ruht, sich bei unserem Sitzungsmarathon nicht im Grabe umdreht. Denn von Bonifatius ist überliefert, dass er ein sehr kräftiger, engagierter und umtriebiger Gottesmann war. Er hatte von Papstes Gregor II. den Auftrag erhalten, „den ungläubigen Völkern das Geheimnis des Glaubens bekannt zu machen.“ Das tat er nicht, in dem er sich auf seinem Bischofsstuhl ausruhte, sondern vor allem, in dem er unterwegs und auf Reisen war.

Immer wieder brach er auf, um in den Dörfern und auf den Plätzen die Frohe Botschaft zu verkünden und neue Christen als Anhänger zu gewinnen. Vielleicht sollten wir uns daran ein Beispiel nehmen und uns selber in Bewegung bringen, um die Frohe Botschaft der Liebe Gottes weiter zu sagen. Denn unsere Religion ist eine Religion des Aufbruchs, des Exodus - immer wieder neu. Unser Glaube, dass Gott alle, ohne jede Ausnahme gleich liebt und uns niemals alleine lässt, verbreitet sich nicht, indem wir auf unseren heiligen Stühlen ausruhen. Aufbruch ist angesagt. Das Leben und die Liebe Gottes gilt es neu entdecken. Wenn wir dabei aber unseren Mitmenschen entgegen gehen – nähern wir uns Gott selbst. Also auf jetzt, der Heilige Bonifatius kann uns Mut und Beine machen und Gott geht garantiert schon an unserer Seite!

Ihr Rainer Woelki

Erzbischof von Köln 

Hinweis

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