Wort des Bischofs

Muttertag

Es sind unruhige Zeiten für unser Erzbistum. Wir ringen und suchen nach gemeinsamen Wegen. Wie kann es weitergehen? Das belastet viele – auch mich. Und ich hoffe und bete, dass wir zusammen Lösungen finden. 

 (DR)

Aber heute steht trotzdem bei vielen etwas anderes im Vordergrund: Muttertag! Eigentlich – muss ich gestehen – konnte ich mit dem Muttertag bislang nicht viel anfangen. Meiner Mutter bin ich von Herzen dankbar und versuche ihr das auch zu zeigen. Aber mit dem Tag selbst hatte ich Schwierigkeiten. Zu viel Kommerz und eine zweifelhafte Geschichte.

Aber nach einem vollen Jahr Pandemie mit irrsinnigen Strapazen ist es anders. Dankbarkeit und Wertschätzung denen zu zeigen, die die Last getragen haben. Mir haben viele davon erzählt: Arbeiten im Homeoffice, ständige Zoom-Konferenzen, nebenher sind sie auf einmal Lehrerinnen für die Kinder und immer zu Hause. Und das seit Monaten. Denn viele Kinder sind ja auch seit Dezember im Homeschooling, können ihre Freunde nicht treffen und ihren Hobbies nicht nachgehen. Mütter und Väter leisten wirklich Großartiges. Ein paar haben aber schon gesagt: „Man darf es nicht laut sagen, ich liebe ja meine Kinder, aber ich bin froh, wenn ich wieder arbeiten gehen darf und sie in die Schule gehen.“ Den Kindern geht es ähnlich.

Noch belastender ist das aber für Alleinerziehende. Wie die das machen, bewundere ich sowieso. Eine Mutter hat mir geschrieben, wie sie versucht, ihre Arbeit zu erledigen und dann noch allein die Kinder betreut. Sie meint, das sei eigentlich gar nicht möglich. Nur mit viel Geduld ihres Chefs und viel Organisation. Davor habe ich großen Respekt. Unter dieser großen Belastung ist es sicher gut, einmal innezuhalten und sich bewusst zu werden, wie wertvoll einem die Mutter ist, was sie alles getan hat und dafür Danke zu sagen. Den Vätern auch – aber die haben dafür ja noch mal einen eigenen Tag. Über all den Mühen dürfen wir den Dank nicht vergessen, denn er schenkt unseren Nächsten Kraft.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen wunderbaren Sonntag im Kreise Ihrer Liebsten. Und den Müttern darf ich sagen: Lassen Sie sich feiern. Sie haben es verdient!

 

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln


Quelle:
DR