Wort des Bischofs

"Es ist einen Versuch wert"

Jahresbeginn, gute Vorsätze und die Heiligen Drei Könige. Wo findet sich hier eine Schnittmenge? Für Kardinal Woelki liegen sie auf der Hand. Aufbruch ist dabei das Zauberwort. Die Weisen aus dem Morgenland hätten es vorgemacht.

 (DR)

Kennen Sie Caspar, Melchior und Balthasar? Die Geschichte weiß herzlich wenig von den drei Weisen, die damals vor über 2000 Jahren aus dem Morgenland aufbrachen. Heute, in einer Zeit, in der wir immer höhere Mauern bauen, weil alle Fremden nach Möglichkeit gar nicht erst in unser gelobtes Land einreisen sollen, wären die drei vermutlich schon an der Grenze abgewiesen worden. Oder sie hätten all ihr Gold und den Weihrauch und die Myrrhe an Schlepperbanden verloren.  

Hier in Köln aber sind wir bis heute mächtig stolz auf diese drei Männer. Sie liegen hier hinter mir in diesem kostbaren Schrein. Caspar, Melchior und Balthasar, die kennt nicht nur in Köln fast jedes Kind. Die Heiligen Drei Könige sind weltweit bekannt. Sie waren die ersten, die aufbrachen, um dem neu geborenen Heiland der Welt nahe zu sein, um ihn anzubeten, um ihm zu huldigen. Sie waren damit die allerersten Pilger.

Jeden Tag kommen hier in den Kölner Dom tausende Pilger und Besucher, die am Schrein beten, singen und Gott loben und anbeten. Auch ich reihe mich gerne in diese endlose Kette der Pilger ein. Denn auch ich möchte Christus nahe sein. Auch ich möchte ihn loben. Wer aber dem Sohn Gottes ganz nahe sein will, der muss aufbrechen – wie damals die Heiligen Drei Könige. Aufbrechen aus liebgewonnenen Gewohnheiten. Aufbrechen aus unserer selbstzufriedenen Trägheit. Aufbrechen aus der Dunkelheit unseres Lebens! Das ist gar nicht so einfach – ich weiß, wovon ich spreche. Gerade jetzt am Jahresbeginn aber sollten wir diesen Vorsatz nicht so schnell über Bord werfen. Christus, dem Licht der Welt, jeden Tag wenigstens ein bisschen näher zu kommen, ist doch wenigstens einen Versuch wert.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln