Ich stehe hier vor dem Kardinal-Schulte Haus in Bensberg. Was heute ein modernes Tagungshaus unseres Erzbistums Köln ist, das war in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ein großes, stolzes Priesterseminar. 1926 legte der damalige Nuntius Pacelli, der spätere Papst Pius XII. hier den Grundstein. Viele Priester wurden hier ausgebildet, bevor das Haus in den Kriegsjahren als Lazarett und danach auch als Altenheim diente. Mich beindruckt dieses Haus besonders durch die Lage, denn von hier oben kann man einen weiten Blick in das Rheinland werfen. Man sieht sogar unseren Kölner Dom! Aber dieses große ehemalige Priesterseminar erinnert mich auch daran, dass es Zeiten gab, in denen sich viele junge Männer für den Priesterberuf entschieden. Das Wort Priestermangel – das kannte man damals jedenfalls nicht.
Für die sakramentale Struktur unserer Kirche braucht es aber genügend Priester. Menschen, die bereit sind, auf Ehe und Familie zu verzichten und ihr ganzes Leben der Nachfolge Jesu widmen. Priester fallen bekanntlich nicht einfach so vom Himmel. Es braucht junge Männer, die offen sind für den Ruf Gottes. Die ihre Berufung annehmen und sich mit Gottes Hilfe mutig auf den Weg machen. Als Bischof, da kann ich mich um eine gute Ausbildung der Priester, um optimale Strukturen zur Förderung des Priesterberufes bemühen. Aber letztendlich ruft Christus selber. Und die jungen Männer, die müssen dann auch selber entscheiden, ob sie seinem Ruf folgen.
Zudem kann ich beten, und ich lade auch Sie alle gerne zum Gebet ein. Bitten wir gemeinsam den Herrn, dass er uns heute auch genügend Priester schenke. Dass jeder Einzelne von uns seine Berufung erkennt. Dass jeder einzelne von uns seinen ganz eigenen Weg der Christusnachfolge findet.
Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln
