Wort des Bischofs

Sehnsucht nach Leben

"Freut euch mit Jerusalem! Jubelt in der Stadt, alle, die ihr sie liebt." (Jes 66,10–11) Heute ist Laetare-Sonntag! Die Mitte der Fastenzeit ist schon überschritten.

 (DR)

Ein langer, kalter und harter Winter. Eine trostlos lange Wartezeit auf den Moment, wo die Kraft der Sonne endlich wieder wärmt. Ich kann mir das heute gar nicht mehr richtig vorstellen, wie hart und oft auch wie bedrohlich der Winter früher für die Menschen gewesen sein muss. Wie sehr sie sich auf das Ende des Winters gefreut haben müssen. Wenn ich heute von draußen in meine Wohnung komme, da ist es überall schön warm. Und aus meiner Dusche da kommt warmes Wasser. Und frisches Obst mitten im Winter ist für mich natürlich auch ganz selbstverständlich. Ich glaube, ich kann daher die Sehnsucht, die die Menschen damals nach dem Ende des Winters hatten, gar nicht mehr so nachempfinden.

Jesus Christus, der Sohn Gottes, wird in ganz vielen alten Liedern und Texten als das Licht der Welt umschrieben. Als die sehnsüchtig erwartete, aufgehende Sonne, die unser Leben hell macht. Christus, der Licht und Wärme schenkt! "Oh Licht der wunderbaren Nacht, uns herrlich aufgegangen. Licht, das Erlösung uns gebracht, da wir vom Tod umfangen!"

Heute feiert die Kirche überall auf der Welt den Sonntag Laetare. Das heißt: Die Mitte der Fastenzeit ist schon überschritten. Die österliche Vorfreude leuchtet schon ein wenig auf. Gönnen Sie sich einmal einfach fünf Minuten an der frischen Luft, jetzt, wo die Tage endlich wieder länger hell sind. Spüren Sie die Kraft der Sonne! Vielleicht spüren Sie auch dann, wie die Menschen, die vor uns gelebt haben, wie gut uns Licht und Wärme tun. So wie die Sonne dann in Ihr Herz scheint, so möge Jesus Christus sein Licht in Ihnen leuchten lassen.

Ihr Rainer Woelki

Erzbischof von Köln