Weißer Sonntag

Wort des Bischofs

Zehntausende von katholischen Kindern in ganz Deutschland gehen am Weißen Sonntag zur Erstkommunion. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki erinnert in seinem Wort des Bischofs an seine eigene erste Heilige Kommunion.

 (DR)

"Meinem Herzen soll die Stunde ewig unvergessen sein, mit dem Herzen, mit dem Munde schwöre ich, Gott treu zu sein!" Ich weiß noch ziemlich genau, was das damals für ein Gefühl war, als ich als neunjähriger, ziemlich aufgeregter Junge das erste Mal zur Heiligen Kommunion gehen durfte. Meine Eltern, meine Verwandten, die ganze Gemeinde freute sich und war stolz. Ich selber aber war vermutlich der Glücklichste von allen – denn endlich durfte ich selber auch zum Tisch des Herrn treten und ganz mit dabei sein – durfte mit Gott eins sein.

Ja, es war für mich damals ein wichtiger, ein entscheidender, ein geradezu heiliger Moment, den ich bis heute nicht vergessen habe. Und ich bin froh und dankbar, dass ich immer wieder diesen Moment erleben darf, in dem ich Gott ganz nahe sein kann – dieses wunderbare Geschenk der Heiligen Kommunion. Ich bin nicht nur ganz bei Gott, sondern ich darf Gott sogar selber in mich, in mein Leben aufnehmen.

Richtig erklären kann ich dieses Geheimnis unseres Glaubens auch heute, viele Jahre später und selbst als Bischof noch nicht. Aber ich kann es jedes Mal neu fühlen, neu erfahren, wenn ich das Brot des Lebens, den Leib Christi, wenn ich Gott selber empfange.

Alle, die heute am Weißen Sonntag irgendwo auf der Welt zum Altar gehen und den Leib des Herrn empfangen, ganz egal ob zum allerersten Mal oder zum wiederholten Mal, erleben diesen wunderbaren Moment, diesen geradezu heiligen Moment.

Ich möchte deshalb heute erneut dazu einladen, an den Tisch des Herrn heranzutreten. Wir dürfen immer wieder zu Gott kommen, er will sich uns schenken und wir dürfen immer wieder bei ihm sein und mit ihm sein. Und wir dürfen auch immer wieder neu mit ihm anfangen. Auch dann, wenn wir ihn aus den Augen verloren haben. Er schenkt sich uns ganz in seiner bedingungslosen Liebe. Er lädt uns immer wieder neu ein, ihn zu empfangen und mit ihm zu sein. Denn Gott will unter uns Menschen sein. Ich wünsche Ihnen, dass Sie diesen Moment der Einheit mit Gott, der Freundschaft mit Christus immer wieder neu erleben und dass er Ihr Leben durchdringen möge.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln