Wort des Bischofs

Tankstelle der Liebe

Jesus ermutigt uns Zuwendung und Liebe zu spenden, wenn er uns auffordert: "Liebt einander, so wie ich Euch geliebt habe!" Was das mit einem Rasenmähroboter zu tun hat? Sehen Sie selbst!

 (DR)

Hier bei mir im Garten leistet seit einiger Zeit dieser automatische Rasen-Roboter sehr wertvolle Dienste. Leise und wenig auffällig zieht er seine Kreise – nur um nach getaner Arbeit wieder zurück an seine Ladestation zu fahren und neue Energie zu tanken. Immer, wenn ich beobachte, wie der Roboter seine Energietankstelle aufsucht, wird mir klar – so gut wie er auch mäht – so unermüdlich er auch unterwegs ist – ohne Energie geht rein gar nichts.

Auch wir Menschen sind sehr energiebedürftig. Ohne regelmäßige Nahrungsaufnahme – das nötige Essen und Trinken – läuft bei uns schon nach wenigen Tagen nichts mehr. Doch mindestens genauso wichtig wie unser tägliches Brot ist der Zuspruch, die Zuwendung, die wir erhalten. Die Liebe, die Zuwendung, die wir unser ganzes Leben lang so dringend benötigen. Wir wissen heute, wie wichtig Liebe und Zuwendung zum Überleben sind. Der Mensch lebt eben nicht vom Brot allein. Doch während unsere weltweiten Nahrungsangebote immer begrenzt bleiben werden – die Zuwendung, die Liebe allein, die ist weit, die ist groß, manchmal sogar grenzenlos. Wir können sie täglich neu verschenken. Fragen Sie zum Beispiel mal eine Mutter mit mehreren Kindern. Mag sein, dass die Zeit und das Geld oder die Nahrung knapp werden – Zuwendung und Liebe, die ist am Ende aber immer für alle Kinder ausreichend da. Das Wunderbare dieser großen und weiten Liebe aber ist, dass wir Menschen sie nicht nur unseren eigenen Kindern, sondern immer wieder neu auch anderen schenken können!

Auch im Verschenken unserer Zuwendung, unserer Liebe können wir groß und weit sein. Wir sollten davon nur mehr Gebrauch machen. Jesus, der ermutigt uns dazu, wenn er uns auffordert: "Liebt einander, so wie ich Euch geliebt habe!" Mein Rasenroboter, der bezieht seine Energie an der Ladestation. Gottes Zuwendung, Gottes Liebe aber, die können wir zu jeder Zeit und überall von ihm geschenkt erhalten. Und diese Liebe dürfen – nein, wir müssen sie sogar großzügig weiterverschenken!

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln