Wort des Bischofs

Shalom Selfie

Es geht um Akzeptanz und Respekt – nicht nur im jüdischen Festjahr, sondern auch in Zeiten, in denen Flagge gegen Antisemitismus gezeigt werden muss: „SHALOM + FRIEDEN FÜR ALLE“ am Kölner Domforum. Kardinal Woelki ist mit dabei.

 (DR)

Jetzt ist es fertig! Deutschlands größtes Foto-Mosaik der Aktion „Shalom Selfie – Zeigt Zusammenhalt!“. Da ist auch mein Foto drauf. 1700 Menschen haben ein Bild geschickt und machen mit. 1700 – denn seit 1700 Jahren gibt es jüdisches Leben in Köln und damit in Deutschland. Ein alter Codex aus dem Jahr 321 belegt es. Vier Wochen lang wird dieses Mosaik hier und an anderen Stellen in Köln hängen.

Warum tun wir das? Als Zeichen für Zusammenhalt, für Toleranz, für Frieden – in einer offenen, bunten Gesellschaft. Warum hängt ein Plakat an einem kirchlichen Bauwerk, am Domforum? Ich bin Mitglied im Kuratorium des Trägervereins »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«. Ich möchte mich für Toleranz und gegenseitige Wertschätzung einsetzen. Denn bunt und vielfältig ist unsere Gesellschaft tatsächlich. Das fordert oft unsere Geduld. Wenn jemand eine ganz eigene und andere Meinung vertritt. Das fordert dann im wahrsten Sinne des Wortes Toleranz, das Ertragen, das Erdulden, wenn jemand anders lebt, anders glaubt, anders ist als wir selbst. Toleranz ist ja nicht einfach eine Haltung des „Ach-ist-doch-egal“. Nein, Toleranz ist da gefragt, wo es anfängt, anstrengend zu werden. Da, wo der Andere im konkreten Gegensatz zu mir seine Position vertritt, die ich vielleicht für völlig falsch halte. Da, wo das Aggressionspotenzial steigt. Und genau da ist dann eins gefragt: Dialog. Das Gespräch. Damit wir friedlich bleiben. Im Kleinen wie im Großen. Es gibt viele – mindestens 1700, die trotz der Spaltungen in unserer Gesellschaft solch eine Toleranz leben.

Ich freue mich, dass so viele von Ihnen bei dieser Aktion mitgemacht haben und dadurch ein Zeichen setzen. Bilder einsenden kann man jetzt nicht mehr. Aber leben können wir Toleranz und Wertschätzung jeden Tag.

Ihr

Rainer Woelki
Erzbischof von Köln