Wort des Bischofs

Priester auf ewig

Vor 35 Jahren wurde Rainer Maria Woelki vom damaligen Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Höffner zum Priester geweiht. Heute ist er dankbar dafür, dass er Menschen auf diese Weise begleiten darf.

 (DR)

Heute genau auf den Tag vor 35 Jahren lag ich hier in unserem Dom vor dem Altar. Nie werde ich den Moment vergessen, in dem mich der damalige Kölner Erzbischof, Joseph Kardinal Höffner, zum Priester weihte. Wenn ich auf mein Leben zurückschaue, dann spüre ich, dass in all den vielen Jahren meine Leidenschaft für den Herrn – mein Wunsch, ihm als Priester zu folgen, nie nachgelassen hat. Klar, es gab Versagen. Es gab Enttäuschungen, Rückschläge und auch Schwierigkeiten – wie vermutlich in jedem Leben. Aber es gab und es gibt auch bis heute eine große Freude, Gott als Priester dienen zu dürfen. „Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein!“. Das war damals mein Primizspruch aus dem Johannes-Evangelium, der mich bis heute begleitet. Als Priester muss ich immer und immer wieder neu versuchen, nah bei Gott und den Menschen sein. Wenn ich als Priester die Sorgen und die Nöte und natürlich auch die Freuden der Menschen teilen darf, dann spüre ich, wie glücklich und zufrieden ich bin, mich für diesen Weg der Christusnachfolge entschieden zu haben. Wie traurig und wie schade es doch ist, dass sich heute in unserem Land so wenige junge Menschen für den Beruf des Priesters begeistern können. Wenn ich auf meine 35 Priesterjahre zurückschaue, dann bin ich Gott dankbar für meinen Lebensweg. Nicht, weil ich später Weihbischof, Erzbischof oder Kardinal werden durfte, sondern weil ich heute wie damals immer noch als Priester, als Seelsorger ganz für Gott und die Menschen da sein darf. Seelsorger – das ist bis heute mein Beruf und meine Berufung.

ankbar bin ich auch für die vielen Menschen, die mich in Wort und Tat und vor allem auch durch ihr Gebet auf meinem Weg begleitet haben. Es tut gut, wenn man spürt, dass da viele gute Wegbegleiter und Wegbereiter im Hintergrund sind. Damals, vor 35 Jahren war es der Primizsegen, den ich als Neupriester vielen Menschen spenden durfte. Heute möchte ich hier von der Stelle, an der ich vor 35 Jahren das Weihesakrament empfangen habe, Ihnen allen neu Gottes Segen zusprechen: Für Sie alle, die mir jetzt zuhören oder zusehen, erbitte ich Gottes Gnade und seine bleibende Nähe in Ihrem Leben sowie die Freude an ihm, die unser aller Stärke ist. Möge Gott immer mit Ihnen sein und sie begleiten, so wie er mich in all den Jahren geführt und begleitet hat. Dazu segne Euch der Allmächtige Gott – der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln


Quelle:
DR
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