Wort des Bischofs

"Pacem in terris"

Heute auf den Tag vor 58 Jahren hat Papst Johannes XXIII. seine letzte Enzyklika veröffentlicht: "Pacem in terris". Über den Frieden auf Erden. In Rom liefen in diesen Jahren die Beratungen des Zweiten Vatikanischen Konzils.

 (DR)

Die Welt wurde beherrscht von den Bedrohungen des Kalten Kriegs. Das Ende des Zweiten Weltkriegs, die Bombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki, hatten viele miterlebt. Die Bedrohung durch Atomwaffen war so vielleicht bewusster als heute. Deshalb hatten bereits einige Jahre zuvor 18 Physiker die "Göttinger Erklärung" gegen die atomare Bewaffnung der Bundewehr unterzeichnet. Nicht umsonst: Führende deutsche Physiker wie Werner Heisenberg waren während des Zweiten Weltkriegs von den Nazis damit beauftragt, so etwas wie eine Atombombe zu entwickeln. Sie haben sich schon damals die großen Gewissensfragen gestellt, die mit einem solch machtvollen Mittel der Zerstörung gegeben sind.
 
Ich möchte niemandem Angst machen, wenn ich sage: die Enzyklika von Papst Johannes ist immer noch aktuell – auch wenn wir in Deutschland im Moment nicht konkret von einem Krieg bedroht scheinen. Tatsächlich hat die Enzyklika aber auch in anderen Bereichen nicht an Aktualität verloren. Allen voran durch ihre betonte Bejahung der Menschenrechte. Johannes XXIII. zeigt in ihr deutlich: die christliche Überzeugung von der Würde eines jeden Menschen und die Menschenrechte hängen eng zusammen. Auch die Menschrechte werden im Moment nicht offen angegriffen. Relativiert werden sie dennoch an vielen Stellen.
 
Der Einsatz für die Menschenrechte aber gehört zu unserem christlichen Auftrag. Nur wenn wir die Würde der anderen anerkennen, nur wenn wir den Anderen als ebenbürtiges Gegenüber ernst nehmen, wenn wir in jedem Menschen ein Abbild Gottes sehen können, den es zu achten gilt, lässt sich in Frieden miteinander leben. Nur so kann der Friede, der uns durch Ostern verheißen ist, auch unter uns Wirklichkeit werden.

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln


Quelle:
DR