Wort des Bischofs

"Niemand ist fehlerfrei"

Wenn Helene Fischer singt "Niemand ist fehlerfrei", dann ist da was dran, meint Erzbischof Woelki. Und manchmal, da macht man auch Kardinalsfehler ...

 (DR)

War es nicht ein Fehler, dass die Briten überhaupt über den Brexit abgestimmt haben? Hat Jogi Löw bei der WM nicht auf die falschen Spieler gesetzt? Warum sind die Skifahrer nur trotz der Lawinenwarnung abseits der Piste gefahren? Stimmt – hinterher ist man immer klüger. Aber wir Menschen, wir machen Fehler. Jeder! Jeden Tag neu. Kleine und große Fehler. Richtig große Fehler, die heißen übrigens „Kardinalsfehler“. Helene Fischer, die hat Recht, wenn sie in einem ihrer großen Hits singt: "Niemand ist fehlerfrei!" 

Wichtig ist, dass wir Menschen aus unseren Fehlern lernen. Im ersten Schritt ist es dafür notwendig, die eigenen Fehler einzusehen und zuzugeben. Das ist verdammt schwer – wie jeder weiß. Doch nur wenn wir ohne Wenn und Aber klar unsere Fehler erkennen und sie auch benennen, ist Umkehr möglich. Wer nach dem Zerbrechen einer Freundschaft oder einer Partnerschaft nur die halbe Wahrheit sagt, braucht sich auch nicht zu wundern, wenn das zerstörte Vertrauen endgültig im Eimer ist. Gott, der uns nicht als fehlerfreie Wesen geschaffen hat, weiß das. Er lädt uns ein zur Umkehr. Und Gott ermutigt uns, unsere Fehler einander zu vergeben. "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern!", beten wir im Vaterunser.

Schlimmes Versagen, schlimme Fehler, die heißen in der Bibel Schuld. Schlimme Fehler und Schuld, die trennen uns von Gott. Gott aber will bei uns sein, weil er uns liebt. Christus, Gottes Sohn, der ist aus Liebe zu uns am Kreuz gestorben. Er hat uns von der Schuld befreit. Das ist unsere wunderbare christliche Botschaft. Diese Botschaft, die macht uns frei. Nicht fehlerfrei. Aber dank der Liebe Gottes können wir Menschen unsere Fehler hinter uns lassen.

Ihr Rainer Woelki

Erzbischof von Köln