Wort des Bischofs

Nie wieder!

Der Kölner Rabbi Yechiel Brukner wollte auf einen Dienstwagen verzichten und lieber Bus fahren – um nah bei den Menschen zu sein. Er hat Schreckliches erleben müssen. Kardinal Woelki zeigt sich solidarisch.

 (DR)

Ich hätte nicht gedacht, dass man als Jude hier in Köln Angst haben muss, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt. Aber der neue Rabbi der Kölner Synagogengemeinde, Yechiel Brukner, fährt jetzt wieder bevorzugt mit dem Auto, nachdem er in den vergangenen Monaten in der S-Bahn öfter massiv beschimpft worden ist.

Eigentlich wollte er als Rabbi nahe bei den Menschen sein - und dann diese ungeheuerlichen Schmähungen durch andere Fahrgäste. Ich schäme mich als Kölner für solche Vorfälle, die unter gar keinen Umständen zu tolerieren sind. Es macht mich zugleich wütend, dass es immer noch Zeitgenossen gibt, die nichts, aber auch gar nichts aus der Geschichte gelernt haben. Als Erzbischof von Köln möchte ich hier klar und ganz entschieden darauf hinweisen, dass jede Form von Religions- und Fremdenfeindlichkeit bei uns keinen Platz haben darf.

Juden sind unsere älteren Geschwister im Glauben. Muslime - so formuliert das u.a. auch Papst Franziskus - sind ebenfalls unsere Brüder und Schwestern. Die Religionsfreiheit darf nicht nur im Grundgesetz stehen. Wir müssen sie leben! Vom deutschen Boden darf nicht nur nie wieder Krieg ausgehen - gerade in Deutschland dürfen nie wieder Menschen aufgrund ihrer Religion beleidigt, beschimpft, benachteiligt, ausgrenzt oder gar verfolgt werden. Beim Thema Fremdenfeindlichkeit und bei der Religionsfreiheit kenne ich keine Kompromisse. Hier sage ich ganz klar: Nie wieder - und nicht mit mir! Jeder der - in welcher Form auch immer - religions- oder fremdenfeindlichen Hass schürt und verbreitet, hat weder das Gesetz noch Gott auf seiner Seite.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln